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Studie sieht Bedarf an psychosozialer Hilfe für ältere Migranten

Fast 27 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben eine Migrationsgeschichte. Eine neue Studie zeigt, dass es im Bereich der Gesundheit weiterhin Ungleichheiten gibt. Eine Gruppe steht dabei besonders im Fokus.

Migrantinnen und Migranten der ersten Generation nehmen laut einer Studie deutlich seltener die Dienste aus Psychologie und Psychiatrie in Anspruch. Dies zeige sich sowohl im Vergleich zu Menschen ohne Migrationsgeschichte als auch zu jenen aus der zweiten Generation, wie es in einer Auswertung der sogenannten Nako-Gesundheitsstudie vom Sonntag heißt. Offenbar müssten der Zugang erleichtert und Barrieren abgebaut werden, sagte der Erstautor der Studie, Christian Wiessner, der am Hamburger Universitätsklinikum forscht.

Sinnvoll seien etwa der Einsatz von Dolmetscherinnen und Dolmetschern oder von digitalen Hilfsmitteln, aber auch die Ausbildung kultureller Kompetenzen von Beschäftigten im Gesundheitswesen sowie eine Förderung der Gesundheitskompetenz von Migrantinnen und Migranten. Die Abweichungen zwischen den Generationen ließen sich teils durch sprachliche Barrieren erklären, aber auch durch kulturelle Unterschiede, sagte der Letztautor der Studie, Heiko Becher.

Becher, der Professor am Heidelberger Institut für Global Health ist, warnte vor negativen gesundheitlichen Folgen für die Betroffenen. Schon frühere Studien hätten gezeigt, “dass es Ungleichheiten gibt, wie Migranten und Nicht-Migranten Gesundheitsleistungen wahrnehmen”. Die Dienste von Haus- und Fachärzten nutzen Migrantinnen und Migranten der ersten Generation aus Osteuropa und der Türkei sowie Aussiedlerinnen und Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion im vergleichbaren Maße wie die anderen Gruppen, hieß es weiter.

Für die Studie wurden den Angaben zufolge persönliche Interviews geführt und schriftliche Fragebögen ausgewertet. 30.014 Menschen mit Migrationsgeschichte aus 162 Ländern und 169.626 Menschen ohne Migrationsgeschichte beteiligten sich daran. Über ihre Ergebnisse hatten die Wissenschaftler zunächst im “International Journal of Public Health” berichtet.