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Studie: Mehrheit der Deutschen unzufrieden mit eigener Ernährung

Zu viel, zu ungesund, zu wenig abwechslungsreich: Der Großteil der Menschen in Deutschland ist mit Aspekten seiner Ernährung laut einer Studie unzufrieden. Die Verantwortung dafür wird vor allem bei sich selbst gesucht.

Unzufriedenheit mit der eigenen Ernährung ist in Deutschland laut einer Studie stark verbreitet. Zwar bedeutet Essen für 88 Prozent der Bevölkerung große Freude und Vergnügen – 89 Prozent sind aber mit mindestens einem Aspekt ihrer Ernährung unzufrieden, wie aus einer am Mittwoch vorgestellten Studie des Kölner Rheingold-Instituts im Auftrag des Lebensmittelkonzerns Nestle hervorgeht. Besonders hoch ist die Unzufriedenheit demnach mit 96 Prozent bei den 16- bis 27-Jährigen, der sogenannten Generation Z.

Diese hat wie der Rest der Bevölkerung Angst vor negativen Folgen ungesunder Ernährung. So fürchtet eine Mehrheit von 65 Prozent der 16- bis 27-Jährigen Figurprobleme und Gewichtszunahme. Mehr als jeder zweite junge Mensch ist darüber hinaus besorgt, unreine Haut zu bekommen oder träge und leistungsschwach zu werden. Fast jeder Dritte in der Generation Z hat laut Studie zudem Angst, Dinge zu essen, die nicht gut für andere Lebewesen oder die Umwelt sind – in der Gesamtbevölkerung machen sich darüber nur 22 Prozent Gedanken. Eine Minderheit von 7 Prozent der jungen Menschen fürchtet hingegen keinerlei negative Folgen ungesunder Ernährung.

Für die Studie “So is(s)t Deutschland” hat das Rheingold-Institut den Angaben zufolge Anfang des Jahres Gruppen- und Tiefeninterviews geführt sowie 2.040 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger zwischen 16 und 84 Jahren online befragt, 300 davon im Alter zwischen 16 und 27 Jahren. Nestle lässt die bundesweite Ernährungsstudie in regelmäßigen Abständen durchführen.

Eine steigende Unzufriedenheit mit der Ernährung führt Rheingold-Studienleiter Stephan Grünewald auch auf zunehmende Krisen in der Welt zurück. Aus dem Ohnmachtsgefühl, dass man als Einzelner nichts an diesen Krisen ändern könne, sei eine “vermehrte Selbstbezüglichkeit” entstanden, auch beim Essen. “Ernährungsideale werden stärker verinnerlicht als in den früheren Jahren.” Wer dabei seine Ansprüche nicht erreiche, nehme das zunehmend als persönliches Versagen wahr.

Durch die Befragung hätten sich Strategien feststellen lassen, die Menschen für mehr Unbeschwertheit bei der Ernährung nutzten. Das sei einmal eine Mäßigung – etwa fleischfrei zu essen, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden oder plastikfrei einzukaufen. Jeder zweite Deutsche bezeichnet sich laut Studie als “Flexitarier”, ist also Fleischesser, der seinen Konsum aber aktiv reduziert. Jeder Vierte hingegen ist ein “unbekümmerter Fleischesser”; 7 Prozent der Befragten gaben an, Vegetarier zu sein, 2 Prozent bezeichneten sich als Veganer.

Andere würden ihre Ernährung wiederum pragmatisch angehen und zu anspruchsvolle Ernährungsideale dem Alltag unterordnen. Sie griffen beim Kochen etwa auf Convenience-Produkte zurück. Einen anderen Weg zur Unbeschwertheit sehen die Forscher im “verdeckten Genuss im Nebenbei”, also etwa beim Snacken zwischendurch oder beim Essen, während man Medien konsumiert.

Ein vierter Weg für eine von zu hohen Ansprüchen entlastete Ernährung ist nach Angaben der Forscher eine “Retro”-Ernährung, der jeder Vierte der Gen Z anhängt. Darin spiegelt sich demnach eine “Sehnsucht zurück nach heiler Genuss-Welt der Vergangenheit” wieder. Neue Kenntnisse oder Produkte würden ignoriert, stattdessen konservative Ernährungsstile verteidigt und beispielsweise Veganismus angefeindet.