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Kunsttherapie kann Frauen nach Verlust ihres Babys helfen

Ein Kind in der Schwangerschaft zu verlieren, ist für viele Frauen eine schlimme Erfahrung. Eine Studie zeigt: Kunsttherapie kann ihnen helfen. Vor allem, wenn sie psychisch vorbelastet sind.

Viele Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt (Symbolbild)
Viele Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt (Symbolbild)Imago / photothek

Professionelle Kunsttherapie macht es einer neuen Studien zufolge Frauen leichter, den Verlust ihres Kindes in der Schwangerschaft zu verarbeiten. Das teilte das Klinikum Nürnberg mit. Die Studie des Klinikums in Zusammenarbeit mit der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität habe diesen Effekt vier Jahre lang untersucht.

Insgesamt 48 Frauen zwischen 18 und 50 Jahren hätten daran teilgenommen. Die meisten davon hätten zuvor eine Fehl- oder Totgeburt erlitten, einige wenige seien infolge von Unfällen traumatisiert gewesen. Gut die Hälfte habe danach Depressionen gehabt, ein weiteres Viertel eine posttraumatische Belastungsstörung. Ein Teil der Gruppe habe fünf bis acht Wochen lang wöchentliche Kunsttherapie bekommen, die Vergleichsgruppe hingegen sei nur beobachtet worden. Vor, während und nach der Therapie seien jeweils Stressmarker gemessen worden.

Kunsttherapeutisches Konzept für Traumafolgestörungen

Am Klinikum sei eigens ein kunsttherapeutisches Konzept für Traumafolgestörungen entwickelt worden. Die Frauen, die das Erlebte in Bildern visuell umsetzen konnten, hätten danach weniger posttraumatische Symptome gehabt, heißt es. Dazu gehörten etwa ungewollte Erinnerungen, Übererregung und Vermeidungsverhalten. Besonders psychisch vorbelastete Frauen hätten in den Tests deutlich entspannter reagiert.

Das Projekt zeige, dass die psychosomatische Medizin mindestens so wirksam sei wie ein Medikament, sagte Christiane Waller, Chefärztin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg. “Und sie wirkt dort, wo ein Medikament nicht hinkommt.” Für die Chefärztin der Klinik für Frauenheilkunde, Cosima Brucker, zeigen die Ergebnisse, dass es Hilfsangebote braucht: “Es wäre sinnvoll und wertvoll, betroffenen Frauen Kunsttherapie anzubieten, um den Leidensdruck eines solch einschneidenden Lebensereignisses frühzeitig zu lindern.” Diese würden bisher vom Gesundheitssystem nicht finanziert.

Studien zeigten, dass 20 bis 30 Prozent der Frauen nach einer Fehl- oder Totgeburt Anzeichen von Depressionen oder Angststörungen entwickeln, hieß es. Eine Fehlgeburt tritt vor der 24. Schwangerschaftswoche auf, danach spricht man von einer Totgeburt. Zwischen 10 und 30 Prozent aller erfassten Schwangerschaften enden demnach mit einer Fehlgeburt.