Künstliche Süßstoffe sind praktisch kalorienfrei, können aber trotzdem dick machen. Sie regten den Appetit im Gehirn an, teilte das Universitätsklinikum Tübingen am Montag mit. Das Klinikum war an einer Studie unter Leitung der University of Southern California beteiligt, gemeinsam mit dem Helmholtz Zentrum München und dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung mit Sitz in Neuherberg bei München.
Die Studie gebe Aufschluss darüber, welche Auswirkungen der übermäßige Konsum von künstlichen Süßstoffen wie Sucralose im Gehirn habe, hieß es weiter. Sucralose sei etwa 600-mal süßer als Zucker. Obwohl kalorienfrei, wirke es im Gehirn appetitanregend, gerade bei Menschen mit Adipositas. Die Lebensmittelindustrie verwende künstliche Süßstoffe bereits seit über 130 Jahren, der erste Süßstoff Saccharin wurde 1878 entdeckt. Doch der Umsatz der Zuckerersatzstoffe habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen. In Deutschland greife jeder Zweite täglich zu Produkten mit künstlichen Süßstoffen.
Als Gründe dafür würden unter anderem ein ernährungs- und kalorienbewusster Lebensstil genannt. Dieser Punkt gerate durch die Studienergebnisse ins Wanken. „Künstliche Süßstoffe, wie in unserem Fall Sucralose, können die Appetitregulierung im Gehirn in einem Maße beeinflussen, der sich nachteilig auf das Gewicht auswirkt“, sagte Stephanie Kullmann aus der Tübinger Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie. Das Forschungsteam geht davon aus, dass künstliche Süßstoffe das Gehirn verwirren, indem sie ihm Signale der Süße senden, ohne die Kalorien zu liefern, die das Gehirn benötigt. Wenn die versprochenen Kalorien nicht ankommen, verlangt das Gehirn Nachschub: Es sendet das Signal aus, mehr zu essen.
An der Studie nahmen in den USA 75 Probandinnen und Probanden teil. Sie tranken an drei verschiedenen Terminen eines von drei Getränken: Leitungswasser, gesüßtes Wasser mit Sucralose und gesüßtes Wasser mit Zucker. Bei jedem Besuch untersuchte das Forschungsteam den Nüchternblutzuckerspiegel, gefolgt von einem Hirnscan per funktioneller Magnetresonanztomografie. Nach dem Trinken wurden die Probanden erneut untersucht. Zusätzlich wurden Blutproben entnommen.
Eine weitere Erkenntnis aus der Studie: „Die Bluttests haben gezeigt, dass Sucralose keinen Einfluss auf die Hormone hat, die das Gehirn verwendet, um uns mitzuteilen, wann wir satt sind und keinen Hunger mehr haben“, sagt Kullmann. (1079/12.05.2025)