Ein Geräusch, das außer einem selbst niemand hört, kann sehr belastend sein. In Erlangen wollen Wissenschaftler eine zuverlässige Therapie entwickeln. Einen ersten Erfolg können sie schon vermelden.
Ständiges Rauschen, Klingeln oder Pfeifen im Ohr ist als Tinnitus bekannt. Wie die Beschwerden entstehen, ist bisher unklar, eine zuverlässige Therapie gibt es nicht. Eine Forschungsgruppe der Erlanger Universitätsklinik hat laut Mitteilung vom Montag herausgefunden, dass Entspannungsübungen mit dem Kiefer die Symptome lindern. Die Probandinnen und Probanden einer Studie hätten die Phantomgeräusche bis zu drei Minuten nach entspannenden Übungen als deutlich leiser und angenehmer eingeschätzt als nach anspannenden Übungen. Zugleich seien im Gehirn Veränderungen gemessen worden.
So sahen die Übungen aus: Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit chronischem Tinnitus mussten jeweils eine Minute lang etwa die Zunge zur Entspannung kreisen lassen. Oder die Zähne fest zusammenbeißen. Danach wurde drei Minuten ihre Hirnaktivität gemessen. Außerdem konnten sie Angaben machen zur Lautstärke des Tinnitus und ihrem Unwohlsein.
In einem nächsten Schritt will das Forschungsteam untersuchen, welchen Einfluss dieselben Übungen in einem akuten, aber weniger verfestigten Stadium der Beschwerden haben. Dafür werden noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht. Der Tinnitus sollte in diesem Fall fast dauernd zu hören sein, aber noch nicht länger als acht Wochen bestehen. Auch werden Menschen gesucht, die bei Stress oder Lärm regelmäßig, aber vorübergehend Ohrgeräusche haben.
Die Erlanger Wissenschaftler streben neue Therapien an, mit denen sich Tinnitus dauerhaft reduzieren lässt.