Artikel teilen:

Studie: Jobcenter stecken mehr Geld in Verwaltung als in Vermittlung

In den vergangenen zehn Jahren sind die Kosten für die Verwaltung der Jobcenter um mehr als ein Drittel gestiegen. Zudem arbeiten die Jobcenter laut Bertelsmann-Stiftung wenig effizient.

Die Jobcenter stecken offenbar mehr Geld in ihre Verwaltung als in die Vermittlung von Arbeitslosen
Die Jobcenter stecken offenbar mehr Geld in ihre Verwaltung als in die Vermittlung von ArbeitslosenImago / Christian Spicker

Die Jobcenter geben laut einer Analyse der Bertelsmann-Stiftung immer mehr Geld für das Verwalten und deutlich weniger für die Förderung und Vermittlung arbeitsloser Menschen aus. In den vergangenen zehn Jahren stiegen die Kosten für die Verwaltung um 39 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro, während die Mittel zur Förderung von Leistungsbezieherinnen und -beziehern bei rund 3,8 Milliarden Euro verharren, wie die Gütersloher Stiftung erklärte. Die Jobcenter arbeiteten seit Einführung des Bürgergeldes zudem wenig effizient. So sei die Zahl erfolgreicher Integrationen in den Arbeitsmarkt seit 2023 um rund sechs Prozent zurückgegangen, hieß es.

Von den rund 5,4 Millionen Menschen in Deutschland, die derzeit Bürgergeld beziehen, sind 1,9 Millionen als erwerbslos gemeldet. Für ihre Vermittlung stehen den Jobcentern demnach jährlich vier Milliarden Euro vom Gesamtbudget (2024: rund 10,7 Milliarden Euro) zur Verfügung. Doch laut Studie schichten die Arbeitsagenturen einen Teil der Mittel um, um gestiegene Verwaltungskosten insbesondere durch hohe Tarifabschlüsse aufzufangen. Das Soll bei den geplanten Eingliederungsleistungen werde so um rund eine Milliarde Euro unterschritten, das Verwaltungsbudget werde jedes Jahr überschritten.

Kritik: Wenig Transparenz in den Jobcentern

Roman Wink, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann-Stiftung, forderte strikte Vorgaben für die Jobcenter bei der geplanten Reform des Bürgergeldes. Bisher bleibe es ihnen überlassen, wie sie die zugewiesenen Mittel zwischen Verwaltung und Arbeitsförderung aufteilen. „Eine wirkungsorientierte Steuerung oder auch nur Transparenz über den Zusammenhang zwischen Mittelausstattung und dem Erfolg der Jobcenter gibt es nicht“, kritisierte er.

Die drei Autoren des Papiers „Bürgergeld: Anspruch, Realität, Zukunft“ plädieren zudem dafür, bei der Vermittlung von Arbeitslosen mehr auf individuelle Unterstützung zu setzen, zum Beispiel durch Coachings. So hätten rund 1,2 Millionen der arbeitslosen Bürgergeldempfänger keinen Berufsabschluss. Auch Sofort-Aktivierungsmaßnahmen wie Angebote für geförderte Arbeit in Voll- oder Teilzeit oder berufliche Qualifizierungen seien ein Ansatz, dass Arbeitslosigkeit sich nicht „verhärtet“.

Jobcenter: Milliarden Einsparpotential durch mehr Effizienz

Nur 12 Prozent der gemeldeten Erwerbslosen sind den Angaben zufolge ohne sogenannte Vermittlungshemmnisse. Allein wenn es gelänge, durch mehr Effizienz der Jobcenter diese 230.000 Menschen in Vollzeit-Beschäftigung zu bringen, könnten jährlich etwa 3,5 Milliarden Euro an Transferzahlungen eingespart und zusätzlich 1,3 Milliarden Euro in der Sozialversicherung sowie 350 Millionen Euro an Einkommensteuer eingenommen werden, hieß es.