Das Forschungszentrum Midem hat die Einstellung der Deutschen zum Grundgesetz abgefragt. Ergebnis: Es erfährt weiterhin hohe Zustimmung. Nur manche Ostdeutschen und Personen mit Migrationshintergrund fremdeln etwas.
Das Grundgesetz ist auch 75 Jahre nach seiner Verkündigung noch populär. Zu dem Ergebnis kommt eine repräsentativen Studie des Mercator Forums Migration und Demokratie (Midem) der Universität Dresden. “Die Bereitschaft der Deutschen, das Grundgesetz zu verteidigen, ist stark ausgeprägt”, bilanzierte Direktor Hans Vorländer am Dienstag. Das Grundgesetz erfahre “weiterhin hohe Zustimmung”. 81 Prozent der Bürger sind der Meinung, das Grundgesetz habe sich bewährt, nur sechs Prozent verneinen das.
Wie Vorländer hervorhebt, ist die positive Haltung gegenüber dem Grundgesetz aber nicht in allen Teilen der Gesellschaft gleich stark ausgeprägt: “Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund stehen dem Grundgesetz skeptischer gegenüber.” Der Umstand, dass Ostdeutsche das Grundgesetz erst seit 1990 als Verfassung hätten, sei dabei “nicht ohne Relevanz”. Von den Befragten, die in Ostdeutschland aufwuchsen, sagten nur 68 Prozent, dass sich das Grundgesetz bewährt habe.
Die stärkste Zustimmung für eine “Totalrevision” der Verfassung könne man bei der Anhängerschaft der AfD finden (39 Prozent) und bei Sympathisanten des Bündnis-Sahra-Wagenknecht (BSW) mit 31 Prozent.
Weiter dokumentiert die Midem-Studie ein unterschiedlich hohes Vertrauen in die Institutionen. Deutsche mit Migrationshintergrund sowie Personen, die in Ostdeutschland sozialisiert wurden, vertrauen ihnen insgesamt weniger. Das Bundesverfassungsgericht genießt – neben Polizei und Wissenschaft – das größte Maß an Vertrauen.
Gering sei das Vertrauen in die Medien und die Regierung, so Vorländer. Auch das Vertrauen in den Bundespräsidenten nehme ab. “Ein besonders hohes Misstrauen gegenüber der Verfassungsordnung zeigt sich in der Bereitschaft, verschwörungstheoretischen Aussagen Glauben zu schenken”, erklärte Vorländer. Das sei “alarmierend”. Ein Drittel der Deutschen sei für derartiges Denken offen.
Die Ergebnisse beruhen auf einer Erhebung, die Midem in Zusammenarbeit mit dem Institut für angewandte Sozialwissenschaft im vergangenen Februar durchgeführt hat. Dabei wurden insgesamt 2.989 Personen ab 18 Jahren in Deutschland repräsentativ befragt.