Junge Menschen der sogenannten Generation Z leiden laut einer Studie des Kölner Rheingold Instituts stärker unter Orientierungslosigkeit als vorangegangene Jahrgänge. Ursache sei die Erfahrung fortwährender Krisen wie Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine sowie Inflation und Klimawandel, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Publikation im Auftrag des Verbands der Chemischen Industrie (VCI). Resultat dieser Krisenerfahrung sei ein „multiples Hilflosigkeits- und Verlorenheitsgefühl“, stellten die Autoren der Studie „GenZ – Generation Überdruck“ fest.
70 Prozent der knapp 1.300 Befragten im Alter zwischen 16 und 24 Jahren sehnten sich nach einer einfacheren Zeit, weil die Welt kompliziert und unübersichtlich sei, erklärten die Studienautoren. Rund zwei Drittel (67 Prozent) hätten Schwierigkeiten damit, dass es keine klaren und eindeutigen Wahrheiten und Unterscheidungen zwischen Richtig und Falsch mehr gebe.
Das Gefühl der Orientierungslosigkeit entstehe unter anderem durch gesellschaftliche Polarisierungen, die 71 Prozent der Befragten Sorge bereitet, hieß es. Die zunehmend harten Meinungskämpfe, insbesondere in den sozialen Medien, führten dazu, dass junge Menschen sich oft nicht mehr trauten, offen ihre Meinung zu sagen. Viele befürchteten „neben kommunikativer Ausgrenzung sogar tätliche Angriffe, sofern sie ihre Meinung äußern“, stellten die Autoren fest. Folge dieser Ängste sei die Flucht in die „absichernde Selbstbezüglichkeit“. 70 Prozent der Befragten gaben an, sich stärker um sich selbst, um Familie und enge Freunde zu kümmern und sich nicht ständig mit negativen Themen belasten zu wollen.
79 Prozent zeigten sich außerdem besorgt über die soziale und wirtschaftliche Entwicklung. Gedanken machten diese jungen Menschen sich unter anderem über Themen wie mangelnde Altersversorgung, knappen bezahlbaren Wohnraum, Migration, Klimawandel, „Bildungsmisere“, marode Infrastruktur und überbordende Bürokratie. Davon profitieren laut der Studie vor allem politische Angebote mit konservativer Stoßrichtung, die eine Besserung in diesen Bereichen versprechen.
Ein klares „Law and Order-Profil“ mit dem Schwerpunkt auf einer Stärkung eigener nationaler Interessen erscheint laut der Umfrage einer Mehrheit wünschenswert. Aufwind hätten eher „selbstbezüglich-abschottende Parteien“. Es gebe bei diesen jungen Menschen eine Präferenz für die CDU. Die AfD erlebten viele Befragte als authentisch, auch, weil sie Dinge anspreche, über die sie sich selbst aus Angst vor Repression nicht äußerten. Allerdings könne die Partei andere wichtige Sehnsüchte der jungen Menschen nicht erfüllen, etwa den Wunsch nach Zukunftsvisionen oder nach einem konstruktiven Miteinander.