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Studie: Exzessiver Fernsehkonsum macht nicht dumm

Wer ständig an der Glotze hängt, der verblödet. Das stimmt offenbar nicht, wie Neurologen der Uni Jena herausgefunden haben. Einen Freifahrtschein für Dauerfernsehen stellen sie aber auch nicht aus.

Fernsehen ist für unser Gehirn besser als sein Ruf. Exzessiver Konsum kann sogar einen positiven Effekt auf das visuelle Kurzzeitgedächtnis und die motorische Lernfähigkeit haben, wie eine am Montag veröffentlichte neurologische Studie der Universitätsklinik Jena zeigt. Eine Empfehlung fürs Dauerfernsehen geben die Forscher allerdings nicht. Denn wer nur vor der Glotze hänge, bewege sich in der Regel zu wenig und schränke sein Sozialleben ein.

“Wir hatten schon die Vermutung, dass Fernsehen für unser Gehirn besser ist als sein Ruf”, erklärte Studienleiter Matthias Nürnberger. Im Unterschied zu anderen Studien, analysierten die Forscher die Testpersonen quasi parallel zum Fernsehkonsum. Bisherige Studien, die übermäßigem TV-Konsum negative Effekte fürs Gehirn zuschreiben, hätten kognitive Defizite erst im Nachhinein mit zu viel Fernsehen erklärt hätten.

Von 74 Teilnehmenden zwischen 20 und 30 Jahren schaute die eine Hälfte fünf Tage lang täglich acht Stunden Fernsehen, die andere überhaupt nicht. Beide Gruppen absolvierten daneben mehrere Tests, darunter einen Tastatur-Kurs im 10-Finger-System, was kein Proband vorher beherrschte. Die TV-Gruppe erzielte bei allen Test teils deutlich bessere Ergebnisse.

“Eigentlich gilt das Gehirn ab einem gewissen Alter als kognitiv austrainiert. Mit etwa 25 Jahren ist das Maximum an Synapsen erreicht und es ist sehr schwierig, diese Obergrenze zu verändern. Aber, und das legt unsere Studie nahe: Mit sehr viel visuellem Reiz ist es doch möglich, noch eine Verbesserung zu erzielen”, so Nürnberger. Ob die Effekte allerdings von Dauer seien, müsse noch untersucht werden.