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Strukturwandel im Mittelpunkt bei Kirche und Landwirtschaft

Um den Strukturwandel in der Landwirtschaft und dessen Folgen für die betroffenen Menschen ist es am Donnerstag (19. Oktober) bei der Begegnung „Kirche und Landwirtschaft“ der evangelischen Nordkirche mit Landwirten in Neu Kaliß (Landkreis Ludwigslust-Prachim) gegangen. Traditionell finde diese Begegnung jedes Jahr im Kontext des Landeserntedankfestes statt, teilt die evangelische Kirche in Mecklenburg-Vorpommern mit. Kirche und Landwirtschaft wollen die Menschen für ihre Ideen gewinnen, sagte Detlef Kurreck, Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, auf der gemeinsamen Tagung. Trotz einer zufriedenstellenden Ernte sei die Stimmung auf den Höfen derzeit schlecht. „Denn einerseits gibt es große gesellschaftliche Anforderungen an die zukünftige Ausrichtung der Landwirtschaft, andererseits aber kaum umsetzbare Lösungen vonseiten der Politiker.“

Gerade in der aufgeheizten gesellschaftlichen Atmosphäre brauche es solche Begegnungen, bestätigte Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern. „Landwirtinnen und Landwirte stehen unter wachsendem Druck.“ Dazu komme eine mangelnde gesellschaftliche Anerkennung bis zu einem Sündenbock-Image, unter dem ganze Familien leiden würden. „Dabei sind es die Landwirtinnen und Landwirte, die am besten wissen, dass Böden keine Spekulationsobjekte sind, sondern lebendige Materie, und welche Voraussetzungen es braucht, damit Tier und Mensch satt werden.“

Zentrales Diskussionsthema sei die Frage „Strukturwandel: Aktion oder Reaktion?“ gewesen. Martin Piehl, Hauptgeschäftsführer des Bauernverbandes MV, startete dazu ein Gedankenspiel: „Stellen Sie sich vor, es gäbe nur noch Familienbetriebe mit 50 bis 100 Hektar, die alle einen Hofnachfolger finden müssen.“ Sein Fazit: „Das würde die persönliche Entwicklung vieler Menschen sehr stark einschränken.“ Für ihn ermögliche eine Mischung aus verschiedenen Betriebsformen eine deutlich bessere Anpassung an gesellschaftliche Wünsche an die Landwirtschaft. Auch Fragen nach Biodiversitäts- und Umweltleistungen, nach Arbeits- und Lebensbedingungen sowie der Zukunft der Tierhaltung müssten in diesem Kontext gestellt und gedacht werden, sagte Piehl.

Seitens der evangelischen Kirche werde eine Umwälzung der Strukturen in der Landwirtschaft beobachtet. „Leider sind es vor allem die kleineren, familiengeführten Betriebe, die unter die Räder kommen, obwohl sie von Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie politisch gewünscht sind“, bestätigte der Referent für Landwirtschaft und Ernährung beim Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) der Nordkirche, Jan Menkhaus. Aufgrund von Perspektivlosigkeit würden diese zunehmend ihre Tore schließen. Dabei stünden hinter diesen Familien, die sich „abrackern bis zur Selbstausbeutung, bis zum bitteren Ende“. Er forderte ein Bekenntnis zu diesen Betrieben von Politik, Handel und den Verbraucherinnen und Verbrauchern.