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Stiftungs-Präsidentin: “Nicht alles stammt aus gewaltsamer Aneignung”

Die neue Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Marion Ackermann, sieht in der Restitution von Raubkunst eine große Chance für die deutschen Museen und Sammlungen. „Eine national-chauvinistische Haltung, also zu sagen, bei uns ist sowieso alles am besten aufgehoben, deshalb geben wir nicht zurück, das haben wir uns zum Glück abgewöhnt“, sagte die Kunsthistorikerin der „Berliner Zeitung“ (Samstag). Jede Restitution werde außerdem vorher sorgfältig abgewogen: „Das geschieht nie leichtfertig und es wird auch immer im Stiftungsrat entschieden.“

Eine entscheidende Frage ist laut Ackermann dabei, was man beispielsweise in Völkerkundemuseen als Raubkunst definiere. „Es stammt ja bei weitem nicht alles aus der Kolonialzeit oder aus gewaltsamer Aneignung. Die Frage ist, wie weit dreht man das Rad der Geschichte zurück? Bis in das 16. Jahrhundert?“ Wichtig sei das Wissen darüber. Je mehr proaktive Forschung passiere, desto besser könne man einen Umgang entwickeln.

Deutschland sei durch das intensive Auseinandersetzen mit dem nationalsozialistischen Kunstraub sehr geschult in der Provenienzforschung und habe bereits viel gelernt, sagte Ackermann: „Da ist eine neue Dynamik entstanden. Das ist gut so.“ Vor allem sei dabei eine andere Art der Zusammenarbeit entstanden, die den Museen neue Perspektiven eröffnet: „Und das ist eine ganz, ganz tolle Entwicklung.“

Die 60-jährige Ackermann ist seit 1. Juni Präsidentin von Deutschlands größter Kultureinrichtung. Zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehören 21 Museen, die Staatsbibliothek, das Staatsarchiv und zwei Forschungsinstitute.