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“Stern”-Reporter Gerd Heidemann ist tot

Gerd Heidemann war 1983 der festen Überzeugung, einen journalistischen Coup gelandet zu haben. Doch mit den vermeintlichen Hitler-Tagebüchern war er einer Fälschung aufgesessen. Nun ist er verstorben.

Der ehemalige “Stern”-Reporter Gerd Heidemann ist tot. Er verstarb am Montag im Alter von 93 Jahren in Hamburg, wie am Dienstag verschiedene Medien unter Berufung auf Heidemanns Familie berichteten. Bekannt wurde der Journalist vor allem durch den Kauf der angeblichen Tagebücher Adolf Hitlers, die sich später als Fälschung herausstellten.

1983 hatte der “Stern” den angeblichen Sensationsfund veröffentlicht. Heidemann hatte die Tagebücher für das Magazin gekauft, das dann Auszüge daraus veröffentlichte. Partner waren andere Medien wie die Londoner “Times”. Wenig später stellte sich heraus, dass die Tagebücher eine Fälschung waren. Für 62 Bände hatte der “Stern” 9,3 Millionen DM bezahlt. Heidemann wurde nach Aufdeckung der Fälschung vom “Stern” entlassen.

Hinter der Fälschung steckte der bereits 2000 verstorbene Maler, Aktionskünstler und NS-Devotionalienhändler Konrad Kujau, der 1985 für den Betrug mit den abgeblichen Tagebüchern zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Heidemann wurde zu vier Jahre und acht Monaten verurteilt, weil er Teile des Geldes unterschlagen haben soll, was er bis zu seinem Tod vehement bestritt.

Die Vorgänge rund um die Tagebücher, die längere Zeit von Experten wie dem von der “Times” hinzugezogenen britischen Historiker und Hitler-Biografen Hugh Trevor Roper für echt gehalten wurden, gelten als einer der größten Presseskandale in der Geschichte der Bundesrepublik. Der Schwindel flog erst nach einer chemischen Papieranalyse auf, die nachwies, dass das benutzte Papier erst nach dem Krieg hergestellt worden war.

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat 2023 die gefälschten “Hitler-Tagebücher” in vollem Umfang mithilfe einer KI-Übersetzung aus dem handschriftlichen Original digitalisiert und bietet eine Volltextsuche. Der Politologe Hajo Funke ordnet in dem NDR-Angebot die angeblichen Einträge Hitlers mit Kommentaren ein. Die “Originale” wurden im Dezember 2023 vom Bertelsmann-Konzern, zu dem der “Stern” gehört, an das Bundesarchiv übergeben. Das Magazin selbst hatte im vergangenen Jahr die Podcast-Reihe “Faking Hitlers” über den Skandal herausgebracht, die auch Tonmitschnitte Heidemanns aus seinen Gesprächen mit Kujau nutzt.