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Städtisches Klinikum Dresden forscht zu DDR-Geschichte

Das Städtische Klinikum Dresden arbeitet die eigene Geschichte auf. Am 10. Juni will das Krankenhaus in Dresden erstmals Forschungsergebnisse zu staatlicher Repression in der Einrichtung während der DDR-Zeit vorstellen, teilte das Klinikum am Mittwoch in Dresden mit. In dem damaligen Bezirkskrankenhaus Dresden-Friedrichstadt war zwischen 1952 und 1974 eine Geschlossene Venerologische Station untergebracht.

Die Medizinhistoriker und -ethiker Florian Steeger von der Universität Ulm und Maximilian Schochow von der Hochschule für Gesundheit Gera haben den Angaben zufolge mit Unterstützung des Stadtarchivs Dresden rund 150 Patientenakten aus dem Jahr 1969 analysiert und die Lebenswege der betroffenen Frauen nachgezeichnet. Sie hätten damit ein bislang wenig bekanntes Kapitel des DDR-Gesundheitswesens für die Stadt Dresden kritisch hinterfragt, hieß es.

In der DDR wurden den Angaben zufolge Tausende Mädchen und Frauen – zum Teil erst zwölf Jahre alt – unter dem Vorwand einer Geschlechtskrankheit zwangsweise in Geschlossene Venerologische Stationen eingewiesen. Dies habe vor allem der politischen Disziplinierung gedient. Die Betroffenen seien unter der Kontrolle der Staatssicherheit gewesen und entwürdigenden Untersuchungen unterzogen worden. Teilweise waren sie sexuellen Übergriffen ausgesetzt.

Viele würden bis heute unter den psychischen und körperlichen Folgen leiden, hieß es. Das Dresdner Klinikum will mit dem Forschungsprojekt auch für einen sensiblen Umgang mit dem Thema werben. Die Veranstaltung steht unter der Überschrift „Traumatisierung durch politisierte Medizin“.