Die Stadt Köln registriert in ihrem jüngsten Jahresbericht erneut einen Anstieg antisemitischer Vorfälle. Die Fachstelle gegen Antisemitismus im NS-Dokumentationszentrum habe für das Jahr 2024 insgesamt 229 Vorfälle im Stadtgebiet dokumentiert, teilte die Stadt am Dienstag mit. Dies bedeute eine Zunahme um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und stelle einen neuen Höchstwert seit Beginn der Erfassung im Jahr 2021 dar.
Die dokumentierten antisemitischen Vorfälle umfassten dem Bericht zufolge Angriffe, Bedrohungen, Sachbeschädigungen, Zuschriften und sogenanntes verletzendes Verhalten. Mit 172 dokumentierten Fällen mache das „verletzende Verhalten“ den größten Teil der Vorfälle aus, hieß es. Dabei gehe es um „gezielt böswillige oder diskriminierende Äußerungen gegenüber jüdischen Personen und Organisationen sowie antisemitische Schmierereien im öffentlichen Raum“, erläuterte die Stadt.
Mit 36 Vorfällen folgt der Bereich der antisemitischen Zuschriften. Gezielte Sachbeschädigung hielt die Fachstelle in zehn Fällen fest sowie sieben Bedrohungen und vier Angriffe. Von den gemeldeten Vorfällen waren den Angaben nach im Jahr 2024 insgesamt 170 Personen in Köln direkt betroffen.
Insbesondere antisemitische Äußerungen und Handlungen, die sich auf den Holocaust und auf Israel beziehen, sind dem Bericht der Fachstelle zufolge gestiegen. Der „Post-Schoa-Antisemitismus“, bei dem zum Beispiel der Holocaust relativiert oder gar befürwortet wird, ist demnach im Vergleich zu 2023 um 80 Prozent gestiegen.
Neben der Beschädigung von Denkmälern zur Erinnerung an jüdische NS-Verfolgte kam es im letzten Jahr erneut zu Störungen von Gedenkveranstaltungen, etwa anlässlich der Pogromnacht am 9. November. Es sei somit kein Zufall, dass der November der Monat mit den meisten dokumentierten Vorfällen im Jahr ist – und das bereits zum dritten Mal in Folge, erklärte Daniel Vymyslicky, Mitarbeiter der Fachstelle gegen Antisemitismus im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln.
Vorfälle des israelbezogenen Antisemitismus seien um 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, hieß es. Hierunter falle beispielsweise, wenn eine jüdische Gemeinde für Handlungen des Staates Israel verantwortlich gemacht wird.