Der Rechnungshof des Saarlandes und sein regionales Pendant in Metz fordern von ihren Gebietskörperschaften klare sowie überprüfbare Ziele für den Spracherwerb von Französisch und Deutsch. „Ohne Ziele kann man auch keine Instrumente festlegen“, erläuterte Rechnungshofpräsidentin Annette Groh am Donnerstag in Saarbrücken. Vorstellbar wäre, zu definieren, dass ein bestimmter Prozentsatz in einem festgelegten Zeitraum ein bestimmtes Sprachniveau erreichen soll. Dann könnte geschaut werden, wie die knappen Ressourcen effektiv dafür eingesetzt werden könnten, betonte sie.
Im Saarland gibt es seit 2014 die sogenannte Frankreichstrategie. Sie sah unter anderem vor, dass das Saarland bis 2043 zu einem mehrsprachigen Raum mit Französisch als zusätzlicher Verkehrssprache wird. Für den Rechnungshof lasse sich zurzeit nicht prognostizieren, ob und wie Französisch zweite Verkehrssprache werden könne, sagte Groh. Die Landesregierung überarbeitet derzeit die Frankreichstrategie und plant, am 20. März die nächste „Feuille de route“ mit konkreten Maßnahmen vorzustellen.
Im Saarland seien 260 von 503 Kindertagesstätten bilingual aufgestellt, berichtete Groh. Französisch sei bereits seit dem Schuljahr 1992/1993 in der dritten und vierten Klasse flächendeckend Pflichtfach. Mit zusätzlichen Angeboten ab der ersten Klasse genieße das Saarland nahezu ein Alleinstellungsmerkmal unter den Bundesländern, sagte die Rechnungshofpräsidentin. Allerdings gebe es einen Bruch beim Übergang von der Kita in die Grundschule, weil die Französischangebote ab der ersten Klasse nur knapp 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler erreiche.
Am Gymnasium stagniert den Angaben zufolge das Französischlernen in der Unterstufe und nimmt in der Oberstufe leicht ab. An den Gemeinschaftsschulen steige die Zahl leicht. Insgesamt lernten 51,2 Prozent aller saarländischen Schülerinnen und Schüler Französisch.
Der Präsident der „Chambre régionale des comptes Grand Est“, Christophe Strassel, betonte, dass die Region Grand Est zwar keine „Deutschlandstrategie“ habe, allerdings 400 Kilometer Grenze mit Deutschland. Es sei das Gebiet mit den engsten Beziehungen zum Nachbarland. Das Thema Zweisprachigkeit ergebe nur dann Sinn, wenn es gleichzeitig auf beiden Seiten der Grenzen behandelt werde.
„Wir erleben sowohl im Saarland als auch in Moselle einen Rückgang der Schüler, die die Sprache des Nachbarn erlernen möchten“, betonte er. Im Gebiet Moselle sei die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die an den weiterführenden Schulen Collège und Lycée Deutsch lernen, von 2019 bis 2023 um 7,4 Prozent zurückgegangen. Frankreichweit betrage der Rückgang allerdings 13,7 Prozent. Das Gebiet Moselle habe 30 zweisprachige Kindergärten, 75 Schulen hätten zuletzt verstärktes Deutschlernen angeboten. Ziel müsse es sein, zur Stärkung der Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich beizutragen, betonte Strassel. „Die aktuelle Lage in der Welt zeigt, dass das mehr denn je eine Notwendigkeit ist.“