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Sozialverband warnt vor Missbrauch von Arbeitszeit-Flexibilisierung

Kritik zum 1. Mai: Katholische Arbeitnehmer-Bewegung sieht Flexibilität als Täuschung. Denn Arbeitgeber versprechen Freiheit – und schaffen Unsicherheit. Was der Verband für gerechte Arbeit vorschlägt.

Verlässliche Regeln statt größtmöglicher Flexibilität fordert die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) anlässlich des Tags der Arbeit am 1. Mai. In einer am Freitag in Köln verbreiteten Mitteilung schreibt der kirchliche Sozialverband, Arbeitgebern und Politik müsse klar sein: “Wer über die Flexibilisierung von Regeln spricht, muss sich erst einmal selbst an die Regeln halten!” Denn verlässliche Regelungen hielten die Gesellschaft zusammen und sorgten für soziale Gerechtigkeit.

Die KAB betont, Flexibilisierung gelte aktuell als Allheilmittel für eine Wirtschaft, die durch grobe Managementfehler und menschenverachtende Gewinnfixierung in die Krise geraten sei. Sie werde Arbeitnehmenden als Zugewinn an persönlicher Freiheit und als zusätzlicher Gestaltungsfreiraum für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verkauft. “In Wirklichkeit geht es aber um die Lockerung bestehender Verträge und ein Höchstmaß an Verfügbarkeit”, erklärt der Verband.

Für faire Arbeit seien verlässliche Regeln, angemessene Entlohnung, die Einhaltung von Arbeitszeiten und Gesundheitsschutz entscheidend. “Prekäre Arbeitsverhältnisse, wie zum Beispiel in der Paketbranche, gehören abgeschafft”, heißt es in der Mitteilung. In dieser Branche seien konkrete Gesetzesinitiativen nötig, “die aus den Worten des Koalitionsvertrages Taten werden lassen”.

Arbeitnehmende in allen Arbeitsbereichen müssten sich auf die Einhaltung von Regeln verlassen können. Die KAB bemängelt: “Die Diskussionen der vergangenen Wochen über weitere Arbeitszeitflexibilisierung, finanzielle Anreize bei Überstunden oder gar die Streichung von Feiertagen führen davon weg.” Der Sozialverband sieht die Gefahr einer Spaltung der Gesellschaft: “Dass Menschen in ihren individuellen Lebenssituationen gegeneinander ausgespielt werden, wird durch angeblich wirkungsvolle Perspektiven verschleiert.”