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Sozialverband: Thema Wechseljahre aus der Tabuzone holen

Hitzewallungen, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen: All das kann Frauen in den Wechseljahren quälen. Aber in der Öffentlichkeit hört man wenig davon. Ein Thema für den Tag der Frauengesundheit am Mittwoch.

Sie betreffen rund neun Millionen Frauen – mal mehr, mal weniger stark. Und doch sind sie öffentlich nur selten ein Thema: die Wechseljahre. Schluss mit dem Tabu, fordert daher der Sozialverband Deutschland zum Internationalen Tag der Frauengesundheit am Mittwoch.

“Frauengesundheit darf nicht länger auf Schwangerschaft und Geburt reduziert werden”, mahnte SoVD-Bundesfrauensprecherin Jutta König: “Neun Millionen Frauen in Deutschland erleben die Wechseljahre – viele fühlen sich dabei schlecht informiert, medizinisch nicht ernst genommen und gesellschaftlich unsichtbar gemacht.”

Dass die Wechseljahre im Koalitionsvertrag explizit genannt werden, sei ein wichtiger Schritt, fügte sie hinzu – und nicht der einzige: “Prominente Frauen bringen das Thema endlich in die Öffentlichkeit. Wir brauchen mehr davon: mehr Aufklärung, mehr Akzeptanz, mehr Forschung – und vor allem mehr politische Maßnahmen.”

Die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier ergänzte, das Thema habe auch große Bedeutung auf dem Arbeitsmarkt: “Schlafstörungen, Erschöpfung, Konzentrationsprobleme – Wechseljahresbeschwerden können massive Auswirkungen auf das Berufsleben haben. Trotzdem wird in Betrieben kaum darüber gesprochen.”

Die erste bundesweite Befragung durch die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin habe 2023 gezeigt, dass viele Frauen ihre Arbeitszeit reduzierten, auf Beförderungen verzichteten oder sich ganz aus dem Erwerbsleben zurückzögen: “In Zeiten des Fachkräftemangels können wir es uns schlicht nicht leisten, erfahrene Frauen zu verlieren – nur weil sie keine Unterstützung bekommen”, warnte Engelmeier.

In der Umfrage hatte jede vierte der befragten Frauen über 55 angegeben, wegen Wechseljahressymptomen beruflich kürzer zu treten. Fast ein Drittel berichtete, deshalb schon einmal krankgeschrieben gewesen zu sein oder unbezahlten Urlaub genommen zu haben. Und bis zu zehn Prozent der betroffenen Frauen wollten früher in Ruhestand gehen.

Fachleute empfehlen Arbeitgebern, betroffene Frauen durch gezielte Programme im betrieblichen Gesundheitsmanagement zu unterstützen. Dazu gehören etwa Tipps für Stressbewältigung, Ernährung oder Bewegung. Auch Schulungen und Sensibilisierungsprogramme für Beschäftigte und Vorgesetzte könnten helfen. Werden Wechseljahresbeschwerden als sehr stark und belastend empfunden, sollten Frauenärztinnen oder Betriebsärzte zur Seite stehen.