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Sozialethiker: Kirchen müssen sich weiter einmischen

Die Debatte um eine politische Einmischung der Kirchen geht weiter. Der Sozialethiker Bernhard Emunds meint, auch nicht-gläubige Menschen erwarteten mehr von der Kirche als Gebet und Gottesdienst.

Der Sozialethiker Bernhard Emunds wünscht sich eine stärke Einmischung der Kirche
Der Sozialethiker Bernhard Emunds wünscht sich eine stärke Einmischung der KircheImago / Seeliger

Der katholische Sozialethiker Bernhard Emunds widerspricht Forderungen, nach denen sich die Kirchen politisch zurückhalten und stattdessen auf Seelsorge und Glaubensweitergabe beschränken sollten. Heute hänge ein großer Teil der Glaubwürdigkeit der Kirche am karitativen Handeln, sagte er der “Welt”: “Die letzte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung etwa zeigt, dass auch diejenigen, die mit Kirche nichts mehr am Hut haben, finden, die Kirche solle sozial tätig sein und sich von dorther auch politisch äußern und den wirtschaftlichen und politischen Eliten ins Gewissen reden.”

In Deutschland sei die Nähe der Kirchen zur Politik deutlich geringer als früher, fügte er hinzu: “Zugleich finde ich aber die öffentlichen Reaktionen auf den Tod von Papst Franziskus interessant und ermutigend, wie übrigens auch den heftigen Widerspruch, den Julia Klöckner für ihre Kritik an politischen Wortmeldungen der Kirchen geerntet hat.” Zuletzt hatte auch Andrea Nahles, Chefin der Agentur für Arbeit, die Bundestagspräsidentin kritisiert und sich eine Einmischung der Kirchen gewünscht.

Kirche und Politik: Was der Gesellschaft guttut

Durch die Bank sei da zu hören gewesen, dass der Gesellschaft eine Kirche guttue, die sich auch politisch zu Wort melde: “Sie hat nicht mehr ihren früheren Einfluss – und das ist ja vermutlich auch gut so! Aber man will ihre Stimme hören – eine relevante Stimme neben vielen anderen.”

Man könne die politische Rolle der Kirche in der Zivilgesellschaft mit der Aufgabe eines Beichtvaters oder einer geistlichen Begleiterin vergleichen, ergänzte der Ethiker: “Die machen ihre Aufgabe richtig, wenn sie den Leuten nicht reinreden, ihnen nicht sagen, wie sie zu leben haben. Entscheidungen müssen und wollen die Menschen selbst treffen. Aber sie können vielleicht einen Hinweis geben: ‘Hier in diesem Punkt scheint es ein Problem zu geben. Schau da vielleicht einmal genauer hin!’ Um mehr geht es nicht.”