Predigttext für den Pfingstsonntag: Apostelgeschichte 2,1–181 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an „einem“ Ort beieinander. 2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, 4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. 5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. 6 Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. 14 Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen! 15 Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; 16 sondern das ist es, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist. Auszug
Von Michael Raddatz
Bei einer Andacht auf der Autobahnbrücke, die Könswegbrücke über die A 115, sprach die Apostelgeschichte neu zu mir. Bisher hatte ich mir den Anfangszauber der Christen feurig, aufwühlend, begeis-ternd und wild vorgestellt. Im tosenden Lärm der Autobahn wurde mir jedoch schlagartig klar, dass Pfingsten weder feuriges Licht noch ein gutes Gefühl ist. Der tosende Wind, das plötzliche Brausen der Fahrzeuge unter mir hat wie in einem Gegengeräusch-Kopfhörer den Festlärm neutralisiert. Für einen Augenblick ist alles klar: Die Worte bewegen, der Geist erfüllt, das Leben kann neu anfangen. Dieses Erlebnis scheint unwirklich und bedrohlich. Und deshalb teilen sich die Feiernden in zwei Lager. Die einen rufen in den neu anbrausenden Lärm: „Diese Dörfler sind betrunken!“ So begeben sie sich beruhigt wieder in den Festalltag hinein. Die anderen bewahren dieses „Gegensounderlebnis“ aufgewühlt in ihren Herzen. Selbst trunken, folgen sie einer Predigt des Petrus, die mit Lust an der Schriftauslegung um einen Satz kreist: „Gott hat auferweckt und aufgelöst die Schmerzen des Todes.“
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