Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat dazu aufgerufen, neue Medientechnologien nicht extremen Kräften zu überlassen. „Jeder, der meint, TikTok ist doof, darf sich nicht wundern, wenn er nicht mehr vorkommt“, sagte Söder bei der Eröffnung der Münchner Medientage am Mittwoch. Eine Gefahr für die Demokratie gehe nicht von einzelnen Posts aus, sondern von dem, „was in Whatsapp-Gruppen abgeht“, stellte Söder fest. „Virtuellen Realitäten“ könne man aber auch begegnen, wenn es in der analogen Realität keine Probleme gebe, „wenn es dem Land gutgeht“.
Eine Erhöhung der Rundfunkbeiträge für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten lehnte der bayerische Ministerpräsident ab. „Das passt nicht in diese Zeit, in der alle maßhalten müssen“, plädierte er für einen sparsameren Kurs. Er sei dafür, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten erst Reformen durchführten und Strukturen änderten. „Und dann sehen wir, wie es wirkt.“ Katja Wildermuth, Intendantin des Bayerischen Rundfunks (BR), hielt dagegen, im kommenden Jahr müsse der BR bereits 70 Millionen Euro einsparen. Der Rundfunkbeitrag sei von 2009 bis heute um lediglich 40 Cent gestiegen. Auf dem Tisch liege nun eine Empfehlung einer Erhöhung um sieben Euro pro Jahr.
Wildermuth blickte bei der Eröffnung optimistisch in die Medienzukunft. Es gebe in Deutschland eine vielfältige Qualitätsmedienlandschaft, „das macht uns resilient“, sagte sie. Der BR selbst wolle weniger die schnelle Nachrichtenproduktion verfolgen, sondern gegenrecherchieren, einordnen und Hintergründe und Kontexte beleuchten. Wichtig sei aber auch, die Medienkompetenz der Menschen zu fördern, damit sie „ihr iPhone nicht nur bedienen können, sondern verstehen, was darin passiert“, sagte Wildermuth.
Der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien, Thorsten Schmiege, kündigte zu Beginn der Münchner Medientage eine neue Anlaufstelle „KI in den Medien“ (KIM) an. Eine Medienwelt ohne KI werde es nicht mehr geben, sagte er. Die neue Anlaufstelle solle regulatorische Fragen klären, aufklären und praxistaugliche Lösungen finden, „die nicht die Wettbewerbsfähigkeit der Medienunternehmen und nicht die Standards schwächen“.
Es müsse weiter Medienvielfalt geben, um aktiv gegen Hass und Hetze vorzugehen, sagte Schmiege. Er forderte dazu auf, wieder Vertrauen in die Medien zu schaffen. „Wir müssen Geschichten erzählen und zum Nachdenken anregen, ohne zu belehren“, sagte Schmiege. (01/3153/23.10.2024)