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„So etwas gab es seit Menschengedenken nicht mehr“

Brigitte Worch ist Pfarrerin in Wittenberge an der Elbe und in den umliegenden Dörfern. Amet Bick sprach mit ihr über das Hochwasser, über die Folgen und Ursachen.

Von Amet Bick

Frau Worch, wie hoch ist das Wasser gestiegen?7,85 Meter war die Höchstmarke in diesem Jahr. Beim Hochwasser 2002 waren wir bei 7,34 Meter. Doch es wurde Wasser aus der Elbe über die Havel in die Polder abgelassen und weite Flächen überflutet. In Sachsen-Anhalt, besonders bei Fischbeck, sind Deiche gebrochen, das hat uns etwas entlastet. So haben wir die die prognostizierte Marke von 8,20 Meter nicht erreicht. Das hätte schlimme Konsequenzen haben können. Zum Glück sind vor allem nach 2002 viele Dämme erneuert und erhöht worden.Welche Konsequenzen wurden befürchtet?Wenn die Deiche nicht gehalten hätten, dann wäre zum Beispiel die Altstadt von Wittenberge, in der auch Kirche und Pfarrhaus stehen, überflutet worden. Einige Tage lang wusste man nicht, ob sich das noch verhindern ließe. Vor allem Ältere und Familien mit Kindern haben sich daher freiwillig evakuieren lassen in eine Turnhalle in Perleberg oder zu Bekannten ins Umland. Die Stimmung war in den vergangenen Tagen sehr angespannt und ängstlich. Gleichzeitig gab es eine große Dankbarkeit, dass so viele Menschen geholfen haben, etwa von der Feuerwehr und dem THW, der Polizei und der Bundeswehr, aber auch Privatpersonen von außerhalb, die mit Sandsäcke füllten und schleppten. Hat das Hochwasser zu einem Gemeinschaftsgefühl geführt?Ja, denn es geht nicht um den Einzelnen. Wenn der Damm bricht, sind alle betroffen. Es bringt nichts, wenn ich nur versuche mein Haus mit Sandsäcken zu schützen. Die Menschen haben nicht nur auf sich geguckt, sondern auch danach, ob es dem Nachbarn zwei Häuser weiter gut geht. Ich hoffe, dieses Gemeinschaftsgefühl, dieses Wissen, du bist nicht allein, bleibt noch ein wenig und wird nicht gleich wieder vergessen, wenn die Lage sich beruhigt.

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