Die evangelische Landeskirche Schaumburg-Lippe baut ihre Hilfsangebote für Menschen aus, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind. So gibt es jetzt in jeder der 22 Gemeinden mindestens eine geschulte Ansprechperson, wie die Landeskirche in Bückeburg mitteilte. „Uns ist wichtig, dass die Menschen vor Ort schnell jemanden ansprechen können, den sie kennen“, sagte Pastorin Alexandra Eimterbäumer, Theologische Referentin und Ansprechperson für Betroffene in der Landeskirche. „Das senkt die Hemmschwelle, sich beraten zu lassen und Fragen zu klären.“
Zudem läuft noch bis Ende Juni eine umfangreiche Fortbildung zur Trauma-Fachberatung. Daran nehmen 21 Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen der sozialen Arbeit teil. „Mehr Menschen mit mehr Kompetenz im Umgang mit Traumatisierung, das ist das Ziel unserer Landeskirche“, erläuterte Eimterbäumer.
Inhaltlich geht es um die Auswirkungen von Traumata, neurologische Prozesse und Stabilisierungstechniken für Betroffene. Die Leitung hat Familientherapeut Alexander Korittko, ein national und international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Psychotraumatologie und Traumapädagogik. Die vierteilige Fortbildung ist den Angaben zufolge auch für Teilnehmende aus anderen Landeskirchen in Niedersachsen geöffnet.
In der Schaumburg-Lippe waren zuletzt mindestens zwei Fälle von mutmaßlicher sexualisierter Gewalt seit 1949 bekanntgeworden. Zum einen soll sich ein Pastor in den 1950er-Jahren übergriffig gegenüber mindestens fünf Konfirmandinnen verhalten haben.
Zum anderen gab es vor zwei Jahren gegen einen angehenden Diakon den Verdacht des „Cybergroomings“, also der mutmaßlichen Anbahnung sexueller Handlungen über das Internet. Die Landeskirche hat sich inzwischen von dem Mann getrennt. Die Landeskirche Schaumburg-Lippe im nördlichen Landkreis Schaumburg gehört mit rund 44.000 Mitgliedern zu den kleinsten unter den 20 Landeskirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).