DETMOLD – Der Berliner Weltanschauungsexperte Reinhard Hempelmann plädiert für einen Dialog zwischen den Religionen, der zugleich klare Grenzen zieht. Angesichts einer zunehmend pluralen Gesellschaft mit unterschiedlichen Religionen werde die Bildung über Religionen wichtiger, sagte der Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Detmold. Dazu gehöre das Wahrnehmen, das Begegnen und das Verstehen sowie das kritische Stellung Beziehen. Christen sollten für den Abbau von Feindbildern eintreten und Impulse für ein respektvolles Zusammenleben geben.
Zugleich müsse jeder Rechtfertigung von Gewalt widersprochen und Ideologien eine Absage erteilt werden, die von einer fundamentalen Ungleichheit der Menschen ausgehen, betonte Hempelmann laut Redetext. So sei jeder offene oder verdeckte Versuch abzulehnen, einen Scharia-Staat zu errichten, sagte der Theologe bei einem Empfang der Lippischen Landeskirche und des Erzbistums Paderborn im Residenzschloss Detmold.
Nötig im Umgang mit anderen Religionen seien Dialog und Toleranz, unterstrich Hempelmann. Das christliche Liebesgebot gebiete das respektvolle Miteinander zwischen den Religionen und Weltanschauungen. Dazu gehöre jedoch auch Unterscheidung, Selbstkritik und Kritik. Dialog dürfe strittige Themen nicht von der Tagesordnung verdrängen und müsse offene Kontroversen zulassen. Wer den Kampf der Kulturen nicht wolle, müsse für seine eigenen Überzeugungen einstehen und sie verteidigen.
Der Lippische Landessuperintendent Dietmar Arends würdigte die ökumenischen Fortschritte zwischen den großen Kirchen. Arends hob die Unterzeichnung der Rechtfertigungserklärung bei der Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen im Juli in Leipzig hervor. Was in der Reformationszeit noch getrennt habe, trenne heute nicht mehr. Auch die Feiern zum 500. Jubiläum der Reformation in Lippe würden in diesem Jahr in ökumenischer Weise begangen.
Der katholische Dechant Klaus Fussy vom Dekanat Bielefeld-Lippe erklärte, dass kulturelle und religiöse Vielfalt oftmals im Stadtteil funktioniere. Er verwies auf das internationale Friedenstreffen in Münster und Osnabrück, zu dem die Gemeinschaft Sant Egidio Deutschland eingeladen hatte (s. Seite 6). Dort werde deutlich, wie fruchtbar der Dialog der Religionen sei. epd
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Selbstbewusster Dialog
Beim Jahresempfang von Lippischer Landeskirche und Erzbistum Paderborn in Detmold ging es um das Zusammenleben verschiedener Religionen
