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Selber denken

„Ich arbeite nie besser als durch Zorn. Wenn ich zornig bin, kann ich besser schreiben, beten, predigen, da mein Geist schneller arbeitet, mein Verstand geschärft ist und alle weltlichen Sorgen und Versuchungen dahingefahren sind.”Martin Luther

Von Angelika Obert

Das Zitat habe ich in einer Zelle des alten Wittenberger Gefängnisses entdeckt: bei der Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ auf einem Wandbild von Csilla Kudor mit dem Titel „Sieben Todsünden“. Ich fand mich ertappt. Wenn Ärger mich antreibt, kann ich auch besser schreiben. Aber dass selbst Luther, das Sprachgenie, nicht immer gleich gut schreiben konnte! Auch er muss Tage gekannt haben, an denen ihm das Sätze Schmieden auf Papier zähe Mühe machte. Auch er wusste es zu schätzen, wenn ihm dabei Adrenalin zu Hilfe kam. Sein Dopingmittel war der Zorn. Das Zürnen lag ihm ja. Warum davon lassen, solange es den Output befördert? Aber ist der Zorn nicht doch ein Laster? Sogar eine „Todsünde“?

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