Predigttext
1 Denn wir wissen: Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. 2 Denn darum seufzen wir auch und sehnen uns danach, dass wir mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet werden, 3 weil wir dann bekleidet und nicht nackt befunden werden. 4 Denn solange wir in dieser Hütte sind, seufzen wir und sind beschwert, weil wir lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen, damit das Sterbliche verschlungen werde von dem Leben. 5 Der uns aber dazu bereitet hat, das ist Gott, der uns als Unterpfand den Geist gegeben hat. 6 So sind wir denn allezeit getrost und wissen: Solange wir im Leibe wohnen, weilen wir fern von dem Herrn; 7 denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. 8 Wir sind aber getrost und begehren sehr, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn. 9 Darum setzen wir auch unsre Ehre darein, ob wir daheim sind oder in der Fremde, dass wir ihm wohlgefallen. 10 Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeder empfange nach dem, was er getan hat im Leib, es sei gut oder böse.
Ich komme gerade aus dem Urlaub in den Bergen. Strahlendes Wetter, weißer Schnee. Ich liebe den Blick vom Gipfel über das Land in die Weite. Fernab vom Alltag fühle ich mich leicht und frei. Ich verbinde die Berge mit Lebensfreude, Erholung und Energie. Wieder zurück in den Niederungen, werden sie mir zum Sehnsuchtsort.
Und deshalb gibt es in meinem Kalender zweimal im Jahr einen Eintrag. Ferien in den Bergen. Das beruhigt und lässt mich getrost hier weiter bleiben und arbeiten. Bald ist es wieder so weit.
Haben Sie auch einen solchen Ort, an den Sie sich manchmal im trüben Alltag in Gedanken hinbeamen? Paulus auch. Er sehnt sich nach dem Himmel. Am liebsten würde er gleich sofort dorthin fliegen. Immer wieder spürt er schmerzlich seine körperlichen Grenzen. Er hat genug. Es reicht! Er leidet an Krankheiten, seiner Hinfälligkeit und an der Bosheit der Welt.
Der Himmel ist sein Sehnsuchtsort. Dort bekommen wir einen neuen Leib, sind frei von Schmerzen, sind Gott nah und empfangen eine neue, unbändige Lebenskraft.
Kann es sein, dass wir diese Himmelssehnsucht hier auf Erden erfahren möchten und sehr gerne bereit sind, dafür die Realität zu verdrängen? Leider müssen wir erleben, dass wir unseren Körper durch keine Technik zu einer dauerhaften Wohlfühloase und zum ewigen Jungbrunnen verwandeln können. Mit Paulus sind wir in guter Gesellschaft, wenn wir stöhnen und ächzen, merken, wie unsere Glieder und Gelenke morscher und steifer werden, wenn Bewegungen mehr und mehr schmerzen oder vielleicht zum Teil gar nicht mehr möglich sind. Und – war das jetzt alles?
Da ist eine große Zerrissenheit spürbar. Da, wo ich bin, möchte ich nicht sein und dort, wo ich hin will, kann ich nicht sein. Paulus ist Realist. Sein irdischer Leib hält ihn auf Distanz von der kompletten und ersehnten Nähe zu Gott. Und doch ist dieser gezeichnete Körper Tempel des Heiligen Geistes und das Einzige, womit er hier auf Erden Gutes tun kann. Paulus spricht mehrfach davon, dass er trotz allem getrost ist. Getröstet durch den Heiligen Geist und den Glauben, dürfen auch wir fern vom Sehnsuchtsort einen Trost erleben, der die Kraft schenkt, in allen Spannungen und Herausforderungen zu bleiben und zu sein.
„Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.“ Das höchste Gebot betrifft nicht nur unser Herz oder unseren Geist, sondern vor allem unseren Körper. Ohne unsere Hände, Füße, Lippen und Ohren können wir unseren Nächsten nicht lieben. Er ist das wichtigste Instrument für die Liebe. Deshalb werden wir, wenn wir unseren himmlischen Sehnsuchtsort erreicht haben, von Christus danach gefragt, was wir mit unserem Leib getan haben. So wichtig ist unser Körper! Und deshalb muss er gepflegt werden!
Hören wir auf, die Stimme des Körpers zu verdrängen, gegen ihn zu kämpfen und aus ihm den letzten Tropfen Lebenskraft zu pressen. Hören wir auf die Stimme unseres Leibes, und halten diese Gott unserem Schöpfer im Gebet hin. Beachten wir unseren Körper als Geschöpf, als Geschenk und Tempel des Heiligen Geistes! Ehren wir ihn, obwohl er uns jetzt noch daran hindert, uns ganz mit Gott zu vereinigen. Nur mit ihm können wir auf dieser Erde Gott dienen und unseren Nächsten lieben.
Eine getröstete Seele kann Trost weitergeben. Ein befriedeter und genährter Körper kann Frieden stiften und Liebe weitergeben.
Zum Abschluss lade ich Sie ein, eine Hand auf Ihr Herz und eine Hand auf den Bauch zu legen. Nehmen Sie einen tiefen Atemzug.
Was spüren Sie? Zerrissenheit und Schmerz? Genau da möchte Gott Sie trösten, nähren und stärken, um die Spannungen der Zeit zu tragen und zu ertragen.