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Schwuler Journalist fand durch den Papst seinen Glauben wieder

“Ich spürte eine seltsame Leere”: Der Tod von Papst Franziskus brachte Reporter James Longman ins Grübeln – und zurück zur Kirche. Besonders ein Satz bewegte sein Herz.

Sein Arbeitsaufenthalt in Rom hat den ABC News-Journalisten James Longman der katholischen Kirche wieder näher gebracht. Wie der Autor am Montag im Online-Portal Outreach erklärte, hatte sich der katholisch sozialisierte junge Mann nach seinem Outing als homosexuell von der Kirche entfernt. Doch dann starb Papst Franziskus – und Longman berichtete live aus dem Vatikan über dessen Beerdigung, das Konklave und die Wahl von Papst Leo XIV.

“Ich befand mich im Vatikan und dachte zum ersten Mal intensiv über meinen eigenen Glauben nach. Und ich spürte eine seltsame Leere.” Papst Franziskus habe mit fünf einfachen Worten “Who am I to judge”(“Wer bin ich, dass ich urteilen sollte”) eine Chance auf Anerkennung homosexueller Katholiken eröffnet. “Jetzt, da er fort war, machte ich mir ernsthaft Sorgen, ob sich die Tür, die mir einen Spalt offengestanden hatte, wieder schließen würde. Erst seine Abwesenheit machte mir das bewusst”, erinnert sich Longman.

Bei der Arbeit über den Dächern von Rom habe er den US-amerikanischen Jesuiten James Martin getroffen, einen bekannten Fürsprecher für LGBTQ-Katholiken. “Also nutzte ich die Gelegenheit, mit ihm über meinen Glauben zu sprechen. Er spürte, dass ich reden wollte.” Zum ersten Mal seit langer Zeit habe es ihn wieder in die Kirche gezogen. “Pater Martin gab mir das Gefühl, dass die Kirche für mich da ist, wie es noch niemand zuvor getan hat.” Die Gespräche hätten ihn sehr berührt. Schließlich hatte er Gelegenheit, bei einer Audienz für Medienschaffende aus aller Welt, den neu gewählten Papst zu treffen. Er habe Papst Leo Grüße von Pater Martin ausgerichtet, erinnert sich der Journalist. “Ich glaube, Leo zu sagen, dass ich Pater Martin kenne, war meine Art, mich wieder katholisch zu fühlen”, so Longman.

Vor seinem Abschied aus Rom habe Pater Martin ihm eine Kirche in London empfohlen, die er besuchen könne. Nach seiner Rückkehr habe er seinem Ehemann davon erzählt – “und sein Gesicht strahlte”. Es stellte sich heraus, dass sein sonst nicht religiöser Partner während Longmans Abwesenheit eben diese Kirche besucht hatte, um dort über seine schwer erkrankte Schwester und sein Leben nachzudenken. “Ich konnte es nicht glauben,” schrieb der Journalist. Er berichtete James Martin darüber und erhielt die Antwort: “Ich hoffe, du erkennst Gottes Hand in all dem.” Longman dazu: “Vielleicht tue ich das.”