Warum Zentralratspräsident Josef Schuster ein Problem damit hat, dass sich die jüdische Gemeinde in Deutschland immer wieder zur israelischen Politik verhalten soll.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, plädiert weiter für eine Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten. Zugleich stelle sich die Frage, mit wem dies gelingen solle, sagte Schuster der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag). Das ginge nur mit gegenseitigem Vertrauen, wie dies aber derzeit hergestellt werden solle, könne er nicht erkennen.
Schuster verwies in diesem Zusammenhang darauf, “dass sich die jüdische Gemeinde in Deutschland immer wieder zur israelischen Politik verhalten muss”. Das sei ein Teil des Problems und diese “Gleichsetzung mit einer Regierungspolitik macht uns zu schaffen”.
Er selbst stehe dem Staat Israel sicherlich nicht objektiv gegenüber, “allein schon, weil mir das israelische Grundgesetz die Möglichkeit zur Einwanderung nach Israel gewährt”, sagte der Präsident und fügte hinzu: “Hätte es Israel damals schon gegeben, wäre es nicht zur Schoah gekommen.” Auf der anderen Seite sei er aber deutscher Staatsbürger und sehe natürlich das Verhalten einer israelischen Regierung auch mit Distanz. Zugleich würden Juden hierzulande “von einem gar nicht so kleinen Teil der Bevölkerung” nicht als deutsche Staatsbürger wahrgenommen. “Viele Menschen in Deutschland denken, die Juden seien hier 1933 vom Himmel gefallen und waren 1945 wieder weg.”
Gedenktage wie den 9. November oder den 27. Januar hält der Präsident nach wie vor für wichtig, weil die damit verbundenen Begegnungen auch zu medialer Aufmerksamkeit führten. Allerdings müssten sich auch die jüdischen Gemeinden öffnen und jüdisches Leben für Nichtjuden erlebbar machen.
Positiv äußerte er sich auch zu dem Bemühen, mittels politischer Bildung und Aufklärung dem Antisemitismus zu begegnen. Vielleicht funktioniere sie nicht so, wie man es sich wünschen würde. “Die Einsicht wächst nicht von allein, und mit dem Holzhammer wird es auch nicht funktionieren.”