Wer war sie, die berühmteste Frau der Antike, der mächtige Männer zu Füßen lagen? Das Bild der US-Schauspielerin Liz Taylor, die 1963 in einem Hollywoodstreifen die ägyptische Königin Kleopatra mimte, hat sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt: Eine rätselhafte Schönheit, die mit ihren kajalumrandeten Augen in den Bann zieht – und kluge Machtpolitik betreibt. Von Mythos und Wirklichkeit einer starken Frau, die den alternden römischen Staatsmann Gaius Julius Cäsar umgarnte, um ihre Herrschaft zu sichern, erzählt ab Sonntag, 13. April, in Speyer die kulturhistorische Schau „Caesar und Kleopatra“.
Mehr als 300 Exponate von mehr als 30 Leihgebern aus acht europäischen Ländern – darunter die vatikanische Sammlung und der Louvre in Paris – sind bis 26. Oktober im Historischen Museum der Pfalz zu sehen. Die Reise in eine politische Umbruchszeit vor mehr als 2.000 Jahren verspricht spannend zu werden: Die römische Republik ging unter, die Kaiser kamen an die Macht – auch das alte Pharaonenreich in Ägypten zerbrach. Im Mittelpunkt des Wandels standen das Liebespaar Kleopatra und Cäsar.
Rekonstruktionen in der Ausstellung führen das republikanische Rom und das ptolemäische Alexandria vor Augen. Mitmachstationen und eine Audiotour wollen Kinder und Familien in die Geschichte mitnehmen – garantiert gibt es Schminktipps von Kleopatra, versprechen Museumsdirektor Alexander Schubert und Ausstellungsleiter Lars Börner. Und natürlich zeigen die Speyerer Ausstellungsmacher auch, wie man sich die Kleopatra und Cäsar über die Jahrhunderte auf Bildern, Büsten und schließlich im Film vorgestellt hat. Auch die kulturellen Unterschiede in den beiden Metropolen Rom und Alexandria werden in der Schau thematisiert.
Die Geschichten, die sich um die letzte ägyptische Herrscherin (69 – 30 v. Chr.) ranken, sind eigentlich zu schön, um wahr zu sein: Um in die Gemächer Cäsars zu kommen, ließ sich Kleopatra demnach in einen Teppich einwickeln. Am liebsten badete sie in Eselmilch. Und als ihr römischer Widersacher Octavian (Augustus) schließlich den Machtkampf gegen sie gewann, legte sie sich eine Giftschlange an die Brust und starb. Ihr Liebhaber, der Feldherr Marcus Antonius, hatte sich da schon ins Schwert gestürzt.
„Nach Kleopatras und Cäsars Tod hat die Mythenbildung unmittelbar eingesetzt“, sagt Schubert. Bis heute fasziniere die Menschen, dass zwei der berühmtesten Persönlichkeiten der Weltgeschichte durch Leidenschaft, aber auch politisches Kalkül miteinander verbunden gewesen seien. Bereits jetzt sei das Interesse an der Ausstellung groß.
Kein Wunder sei es, dass gerade die Ägypterkönigin Kleopatra die Fantasie der Menschen bis heute beflügele, ergänzt Projektleiter Börner. Die Geschichtsforschung der vergangenen Jahrzehnte zeichne ein differenzierteres Bild von Kleopatra: Die Propaganda der römischen Sieger verdammte sie als eine hinterhältige „Femme Fatale“. Einen ganz anderen Blick bieten bislang wenig beachtete Quellen aus dem byzantinisch-hellenistischen Raum, die über islamische Gelehrte vermittelt wurden: Demnach war die Ägypterin sehr gebildet und eine umsichtige und strategische Herrscherin. „Hinter dem Mythos steckt eine ganz andere Person als nur die wunderschöne Frau, die Männer um den Finger wickelte, um ihren Willen zu bekommen.“
Es gebe nur ein paar zeitgenössische Büsten, die ein Bild von Kleopatra geben, sagt Börner. Selbstdarstellungen der Königin auf Münzen mit starkem Kinn und überzogener Nase sollten sie als Nachfolgern in der Familiendynastie legitimieren. Andere Münzen hingegen zeigen Kleopatra und ihren Liebhaber Marcus Antonius unästhetisch mit dicken Hälsen – ein Symbol für ihre Einheit. Die vielleicht drängendste Frage der Besucherinnen und Besucher – wie sah Kleopatra nun aus? – mag daher auch die Speyerer Ausstellung nicht beantworten: „Eigentlich, sagt Projektleiter Börner, “wissen wir das heute noch immer nicht.”