Böller, Raketen und viel Rauch – für Haustiere ist Silvester oft ein Alptraum. Hundebesitzer müssen sich da etwas einfallen lassen.
Was machen wir dieses Jahr an Silvester? Für viele Haustierbesitzer stellt sich diese Frage erst gar nicht. Halter von ängstlichen und knallempfindlichen Hunden schauen, dass sie in den Stunden um den Jahreswechsel das Weite suchen – in abgelegener Natur oder auch an abgeschirmten Orten.
Manche werden notgedrungen auch mal kreativ. Sabine Bauer etwa hat schon viele Silvesterabende mit ihrer ängstlichen Akita-Hündin im schallgeschützten Kellerraum ihres Hauses verbracht. “Das Optimale war das nicht”, räumt sie ein. Besser sei es, an einen Ort zu fahren, “wo weit und breit kein Haus steht und wo auch nicht geböllert wird”. Die Schwarzwälderin ist deshalb bei gutem Wetter um Mitternacht auch oft in ein benachbartes Hochmoorgebiet gefahren, das unter Naturschutz steht.
Hoch im Kurs bei Hundehaltern sind um Silvester die nordfriesischen Inseln. Über den Jahreswechsel kämen “extrem viele” Hundehalter – Paare, Einzelreisende und auch Familien, erklärt Marte Oppermann von Amrum-Touristik. Entsprechende Ferienwohnungen seien schnell ausgebucht. Weil es dort viele reetgedeckte Häuser gibt, herrsche ein absolutes Böller- und Raketenverbot. “Es kann schnell zum Brand kommen”, sagt Oppermann. Deshalb gebe es überall auf den Inseln, wo Reetdachhäuser stehen, keine oder nur sehr eingeschränkte Feuerwerke. Auch auf den Halligen dürfen Raketen nur 300 Meter von Warften entfernt angezündet werden.
Aber nicht jeder kann oder möchte zum Jahreswechsel wegfahren. Dennoch kann das Auto eine gute Wahl sein. Stefanie Mallmann empfiehlt, sich kurz vor Mitternacht ins Fahrzeug zu setzen, das Radio einzuschalten und beispielsweise auf die Autobahn zu fahren. “Da bekommen Sie und Ihr Vierbeiner am wenigsten vom lauten Feuerwerk mit”, erklärt die Tierärztin aus dem oberbayerischen Greifenberg. Voraussetzung sei, dass der Hund gerne Auto fahre. Dieser Tipp sei zwar ökologisch nicht korrekt, räumt sie ein, aber oft sehr effektiv.
Manche Tierhalter übernachten auch gleich auf der Strecke. Etwa im Autobahnhotel Spessart-Süd in Weibersbrunn an der A 3, das wie viele Hotels in ähnlicher Lage über schallisolierte Fenster verfügt. Am Silvesterabend kämen immer sehr viele Gäste, “weil es hier viel ruhiger ist”, erklärt Hotelmitarbeiterin Manuela Shkoza. “Fast alle kommen mit Hund.” So auch am Jahreswechsel 2023/24: Alle 20 Zimmer seien von Hundehaltern gebucht worden. Nicht nur an Silvester gebe es für die Vierbeiner “Körbchen mit Snacks”.
Buchautorin und Wolfsexpertin Elli Radinger berichtet derweil in ihrem Blog über ihre Erfahrungen am Frankfurter Flughafen. Sie hatte gehört, “dass manche Hundebesitzer in ein Flughafenhotel flüchten” und wollte das selbst einmal testen. “Es war das beste Silvester, das ich je mit Hund hatte”, so ihr Fazit. Als um Mitternacht die Raketen in den Himmel stiegen, habe ihre Hündin fest geschlafen, “denn im Zimmer war es total still. Zum einen darf rund um den Flughafen grundsätzlich kein Feuerwerk gezündet werden, zum anderen sind alle Fenster des Hotels vierfach verglast und somit schalldicht.” Mit Blick auf den Reinigungsaufpreis für das Zimmer und die hohen Parkgebühren am Flughafen kein preiswertes Silvestervergnügen. “Aber für den entspannten und ruhigen Jahreswechsel war es mir das wert.”
Auch das Sheraton Düsseldorf Airport Hotel hat sich auf das “sehr reale Problem vieler Hundebesitzer” eingestellt, erklärt Mitarbeiterin Zhao Neatnica. Zum Jahreswechsel 2022/23 sei erstmals ein limitiertes Angebot für Hundehalter online gestellt worden – mit maximal zwei Hunden pro Zimmer und 3-Gänge-Silvester-Dinner. Das sei in kürzester Zeit ausverkauft gewesen, auch zum vergangenen Jahreswechsel. An Silvester durften die Hunde ihre Zweibeiner laut Neatnica ausnahmsweise auch ins Restaurant begleiten. Das Angebot erfreue sich so großer Beliebtheit, dass für dieses Jahr keine weiteren Buchungen mit Hunden mehr angenommen werden könnten.
Aber auch ohne Hotelübernachtung kann ein Flughafen ein guter Ort für geräuschempfindliche Hunde sein. Am Flughafen Köln/Bonn etwa haben zum Jahreswechsel 2022/23 laut dessen Sprecherin Franziska Graalmann rund 20 Hunde mit ihren Besitzern verbracht; ein Jahr darauf seien schon mehrere Dutzend Hundehalterinnen und Halter an den Flughafen gekommen. Wie an jedem anderen Tag im Jahr seien die öffentlichen Bereiche rund um die Uhr zugänglich – und auch die Mitnahme von Hunden in die Terminals generell erlaubt.