Seit fast zwei Jahren führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Viele Menschen sind vor dem Krieg geflohen und genießen in der Europäischen Union Schutz. Experten schauen auf Integration und Wiederaufbau.
Der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) fordert eine langfristige Strategie für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Im März 2025 ende für sie der vorübergehende Schutz, sagte der Leiter des Bereichs Forschung beim SVR, Jan Schneider, am Donnerstag in Berlin. Es brauche tragfähige Nachfolgelösungen, “sonst stehen in gut einem Jahr vielleicht mehrere Millionen Menschen in Europa ohne Aufenthaltstitel da”.
Dabei gelte es, mit Blick auf die Europawahl im Juni möglichst zeitnah politische Gespräche zu führen, die sowohl die Interessen der Ukraine als auch die der Geflüchteten in den Blick nähmen. Zugleich hätten auch die Aufnahmeländer in Europa bereits viel in die Integration investiert. Die Geflüchteten, die Arbeit in Deutschland und anderswo gefunden hätten, könnten sich inzwischen häufiger einen Verbleib im Aufnahmeland vorstellen.
Diese gut ausgebildeten Menschen, oft Frauen, seien aber auch Stützen des Wiederaufbaus in der Ukraine. “Zirkuläre Mobilität” und mobiles Arbeiten könnten hier Teile einer transnationalen Strategie sein, so Schneider. Gerade die Mobilität von Ukrainerinnen und Ukrainern innerhalb der Europäischen Union solle mit Blick auf einen möglichen EU-Beitritt der Ukraine erhalten bleiben.
Einigten sich die Länder nicht auf neue Aufenthaltsregeln, drohe, “was mit der Aktivierung der EU-Richtlinie zum vorübergehenden Schutz verhindert werden sollte: Eine Überlastung der Asylsysteme durch individuelle Asylanträge in hoher Zahl.”
Der SVR ist laut eigenen Angaben ein unabhängiges, interdisziplinär besetztes Expertengremium, das die Politik handlungsorientiert berät und der Öffentlichkeit sachliche Informationen zur Verfügung stellt.