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Rücktritt von Kurschus: Der Druck wurde zu groß

In den vergangenen Tagen wurde viel spekuliert, nun ist die Sache entschieden: Annette Kurschus hat all ihre Ämter niedergelegt. Der Druck war riesig. Was ist schief gegangen, fragt sich unser Autor.

Die Ratsvorsitzende der EKD, Annette Kurschus (hier nach ihrem Ruecktritt), hat ihren Rücktritt erklärt
Die Ratsvorsitzende der EKD, Annette Kurschus (hier nach ihrem Ruecktritt), hat ihren Rücktritt erklärtepd-bild/ Detlef Heese

Am Ende waren es einfach zu viele offene Fragen, wurde der Druck zu groß. Eine Woche lang hatte die erhitzte Debatte um die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus die bundesweite Medienlandschaft beschäftigt. Eine Woche, in der die evangelische Kirche so viel Aufmerksamkeit bekam wie selten – leider nicht die Art von Aufmerksamkeit, die sie sich wünschen kann: Vorwürfe gegen Kurschus, sie sei nicht transparent genug mit einem Verdachtsfall von sexualisierter Gewalt umgegangen. Zumal der mutmaßliche Täter ein enger Bekannter von ihr sein soll.

Nun hat Annette Kurschus die Reißleine gezogen: Um „Schaden von meiner Kirche abzuwenden“, ist sie von allen Leitungsämtern zurückgetreten – als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Geradezu exemplarisch zeigt dieser Fall, wie heikel es ist, wenn man in einem Amt von öffentlichem Interesse genau das unterschätzt: die Macht des öffentlichen Interesses.

Causa Siegen wurde zur Causa Kurschus

Von Anfang an hätte man in der Causa Siegen – aus der dann die Causa Kurschus wurde – zwei Ebenen unterscheiden müssen. Das ist Basiswissen jeder Krisen-Kommunikation: die sachliche oder juristische Ebene, und die der öffentlichen Wahrnehmung. Man mag sich auf der Sachebene noch so wenig vorzuwerfen haben. Und das betonte ja Annette Kurschus immer wieder, noch in ihrer Rücktrittserklärung: „Mit Gott und mir selbst bin ich im Reinen.“

Niemals sei es ihr darum gegangen, sich „aus der eigenen Verantwortung zu stehlen, wichtige Fakten zurückzuhalten, Sachverhalte zu vertuschen oder gar einen Beschuldigten zu decken“, so O-Ton Kurschus, sondern darum „Persönlichkeitsrechte zu schützen“. Schließlich blieben ja auch „beschuldigte Menschen und deren Familien“ Personen mit Rechten.

 

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Nur: Dieses Bemühen kam in der Öffentlichkeit offenbar ganz anders an. Nämlich als Zögern, Zaudern, als Salamitaktik. Der Sprecher eines Betroffenen-Verbandes erklärte, man habe kein Vertrauen mehr zu der Ratsvorsitzenden.

Vielleicht, ja vielleicht, hätte man sich das alles sparen können, wenn Kurschus und die, die sie berieten, nicht allein die sachlich-juristische Ebene im Blick gehabt hätten. Denn auf der entscheidet sich die Frage nach Rücktritten ja eigentlich nie. Opfer einer Schmutzkampagne oder falscher Beratung und der eigenen Uneinsichtigkeit? Viel zu viele Fragen sind nach wie vor unbeantwortet.