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Rückblick mit Bedauern und Scham

Bund, Länder und Kirchen gründen Stiftung „Anerkennung und Hilfe“. Kirchenvertreter bitten um Vergebung für das Kindern und Jugendlichen zugefügte Leid und Unrecht

Bonn/Lübeck – Bund, Länder und Kirchen haben für die Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ eine Gründungsurkunde unterzeichnet. Die Stiftung soll Leid und Unrecht anerkennen, das Kinder und Jugendliche von 1949 bis 1975 in der Bundesrepublik und von 1949 bis 1990 in der DDR in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe und der Psychiatrie erfahren haben, wie die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn mitteilte. Zudem sind finanzielle Entschädigungen geplant. Die Unterzeichnung der Vereinbarung fand in Lübeck am Rande der Arbeits- und Sozialministerkonferenz statt.
Die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, sagte: „Mit Scham sehen evangelische Kirche und Diakonie auf die Verhältnisse und die Verantwortung auch kirchlicher Einrichtungen für die Ereignisse in dieser Zeit.“ Sie bitte um Vergebung. „Es ist uns wichtig, dass nun endlich auch für den Kreis dieser Betroffenen ein Hilfesystem entsteht, um den heute noch vorhandenen Folgewirkungen zu begegnen“, sagte Präses Kurschus. Als Vertreter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz äußerte auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sein Bedauern über die früheren Missstände. Er hoffe, dass die Betroffenen durch die Anerkennung und die Hilfen ihren weiteren Lebensweg „etwas unbeschwerter und mit einem größeren inneren Frieden gehen können“.
Bundessozialministerin An­drea Nahles (SPD) unterstrich, dass sich die Stiftung neben den Entschädigungsfragen auch um eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Missstände in den Behindertenheimen kümmern werde. Die schleswig-holsteinische Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) sagte, dass neben der Aufklärung über Gewalt und Missbrauch auch Erkenntnisse über mögliche Medikamentenversuche gewonnen werden sollen. Getragen wird die neue Stiftung vom Bundessozialministerium. epd/KNA