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Robert-Gernhardt-Preis geht an Martin Piekar und Christina Griebel

Die Autoren Christina Griebel und Martin Piekar erhalten den Robert-Gernhardt-Preis 2024. Beide arbeiteten aktuell an Texten, in deren Zentrum die Familie als Quelle von Konflikten und Vergebung, Schweigen und geteilten Erinnerungen stehe, teilte das Hessische Kunst- und Kulturministerium am Mittwoch in Wiesbaden mit. Die Preisträger teilen sich das von der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) gestiftete Preisgeld in Höhe von 24.000 Euro. Der Preis wird am 19. September in Frankfurt verliehen.

Die Erzählprojekte erinnerten daran, „dass keine Beziehungen in Stein gemeißelt sind, und dass manche Themen ganze Generationen beeinflussen und beschäftigen können – bis jemand den Teufelskreis der weitergegebenen Last durchbricht“, sagte der hessische Kulturminister Timon Gremmels (SPD). Er hoffe, dass die Auszeichnung Griebel und Piekar dabei helfe, die im Entstehen begriffenen Texte zu vollenden.

Martin Piekar, 1990 in Bad Soden am Taunus geboren, bekommt den Preis für sein Vorhaben „Vom Fällen eines Stammbaums“. Darin erzählt der mehrfach ausgezeichnete Autor den Angaben zufolge vom Aufwachsen eines Jungen mit seiner depressiven und alkoholkranken Mutter. Er erfasse von Generation zu Generation weitergegebenes Schweigen und finde heraus, dass die Traumata seiner Familie bis in den Nationalsozialismus zurückreichen und auch ihn geprägt haben.

Christina Griebel ist 1973 in Ulm geboren. Sie bekommt den Robert-Gernhardt-Preis für ihr Erzählprojekt „Er ist niemals geflogen“. Die Professorin für Kunstdidaktik und Bildungswissenschaften an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe erzähle darin in einer poetischen und bildreichen Sprache von einer rheinhessisches Familie. Im Zentrum stehe der Vater der Ich-Erzählerin, der niemals ohne sein Fernglas und ohne sein Vögel-Bestimmungsbuch unterwegs ist. Im Text überlagerten sich die Erinnerungsschichten und ergäben ein „unscharfes und doch präzises Porträt“ eines schweigsamen Mannes, der ein Geheimnis hat.

Um den Robert-Gernhardt-Preis können sich Autorinnen und Autoren bewerben, die an einem größeren literarischen Projekt arbeiten und einen Bezug zu Hessen im Lebenslauf oder im geplanten literarischen Projekt haben. Im vergangenen Jahr wurden Ulrike Almut Sandig und Leona Stahlmann ausgezeichnet.