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Rheinische Kirche will mehr Vielfalt und verständliche Sprache

Die Evangelische Kirche im Rheinland will vielfältiger werden und Milieuverengung und Ausgrenzung überwinden. „Wenn wir ehrlich sind, bilden wir nicht die Gesellschaft ab, wenn wir als Kirche unterwegs sind“, sagte Oberkirchenrätin Wibke Janssen am Mittwoch in Düsseldorf. Das werde in Gottesdiensten und Gremien, aber auch im Alltag deutlich. „Das hat einen kleinen Touch von geschlossener Gesellschaft, und das wollen wir natürlich auf überhaupt gar keinen Fall sein“, betonte die Theologin. Deshalb seien neue Ansätze gefragt, um sich für mehr Menschen zu öffnen.

Dazu gehöre eine verständliche Sprache, die feinfühlig mit unterschiedlichen Ausdrucksweisen umgehe, sagte Janssen: Wörter wie Sakrament oder Buße müssten neu buchstabiert werden. Das bedeute nicht, sie zu verbannen oder andere starre Vorgaben zu machen, etwa beim Gendern. Wichtig sei allerdings, offen zu formulieren und keine Menschen auszuschließen. Kirchliche Worte, die in der Öffentlichkeit nicht von allen verstanden würden, gelte es besser zu erklären und erfahrbar zu machen.

Die rheinische Kirche befasst sich auf ihrer Jahrestagung noch bis Freitag intensiv der Frage, wie die Kirche der Zukunft aussehen solle und welche Reformen dafür nötig sind. Am Dienstag gab es zunächst Arbeitsgruppen zu verschiedenen Bereichen und Ebenen der zweitgrößten deutschen Landeskirche, am Mittwoch ging es dann in Workshops zu 14 „konkrete Herausforderungen“ um Ideen und Erfahrungen sowie Best-Practice-Beispiele. Themen waren etwa Diversität, Spiritualität des Alltags, die Schaffung von Freiräumen oder die Neuentdeckung kirchlicher Berufe.

Als Ansätze neuer Formen von Kirche nannte Janssen unter anderem kirchliche Ladenlokale in Innenstädten oder einen Bauwagen in der Eifel mit Spiel- und Gesprächsangeboten. Latzel hob die Bedeutung der religiösen Sozialisation in den Familien sowie in Kitas, Schulen und im Konfirmandenunterricht hervor.

Insgesamt sei eine große Reformbereitschaft deutlich geworden, sagte der leitende Theologe der rheinischen Kirche, Thorsten Latzel. Veränderung brauche aber Zeit. Die Ergebnisse der Diskussionen münden daher noch nicht in konkrete Projekte, Maßnahmen oder Beschlüsse. Nach Ostern soll es laut Latzel einen ersten Zwischenstand und nach der Sommerpause einen gemeinsamen Tag mit den rund 200 Synodalen gehen. Beschlüsse soll das rheinische Kirchenparlament dann erst bei der nächsten Landessynode 2025 in Bonn fassen.

Die Ergebnisse der Workshop-Beratungen sollen transparent veröffentlicht werden. „Es wird auch die Möglichkeit geben, das zu kommentieren“, sagte Latzel. „Wir wollen bewusst einen partizipativen Prozess haben.“