Milliardenschwere EU-Zuschüsse für den Weinbau haben weder die Wettbewerbsfähigkeit der Winzer verbessert noch die Umweltziele in der Branche erreichen lassen. Das geht aus einem Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofs hervor, der am Montag in Luxemburg veröffentlicht wurde. Allein von 2014 bis 2020 gab die EU 7,1 Milliarden Euro für die gemeinsame Marktorganisation für Wein aus. Davon war etwa die Hälfte für Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen gedacht, auch unter ökologischen Gesichtspunkten. Die Weinpolitik der EU sei “noch nicht ausgereift”, hieß es in der Pressemitteilung.
Die Prüfer bemängeln, dass die EU-Politik im Weinbau trotz hoher Fördergelder nur wenig für die Umwelt getan habe. Insbesondere bei der Umstrukturierung würden ökologische Ziele kaum berücksichtigt; dabei sollten im Rahmen der EU-Agrarpolitik 40 Prozent der Ausgaben zur Erreichung von Klimazielen beitragen. Hingegen erfolgte laut dem Bericht teils eine Umstellung auf Rebsorten, die mehr Wasser benötigen. Ebenso sei die Erweiterung von Rebflächen – erlaubt ist ein Zuwachs von 1 Prozent jährlich – nie unter dem Gesichtspunkt der Umweltbelastung bewertet worden.
Die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit des Weinsektors sei ein wichtiges Anliegen der EU, sagte Joelle Elvinger, für die Prüfung zuständiges Mitglied des Rechnungshofs. Dies sollte jedoch mit einer verbesserten ökologischen Nachhaltigkeit einhergehen. “In beiden Bereichen hat die EU, gelinde gesagt, Nachholbedarf”, sagte Elvinger.
Auf Rebflächen werden häufig Pestizide eingesetzt, um Krankheiten wie beispielsweise Mehltau zu bekämpfen. In Frankreich entfallen 20 Prozent des landesweiten Fungizidverbrauchs auf den Weinbau, obwohl der Anteil der für den Weinbau genutzten landwirtschaftlichen Fläche gerade einmal bei 3 Prozent liegt. In Italien setzen mehr als 95 Prozent der Weinbauern Pflanzenschutzmittel ein. Der Pestizidverbrauch ist laut dem Bericht unter allen wichtigen Kulturpflanzen am höchsten im Weinbau.
Der europäische Weinsektor ist stark reguliert und wird umfassend gefördert. Im Jahr 2020 gab es in der EU 2,2 Millionen Weinbaubetriebe. Etwa 2 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in der EU sind Rebflächen. Das Geld, das die EU für Markmaßnahmen im Weinsektor ausgibt, entspricht 41 Prozent des Gesamtbudgets für Marktmaßnahmen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik.
Die Winzer erhalten jährlich rund 500 Millionen Euro von der EU, um ihre Rebflächen umzustrukturieren und wettbewerbsfähiger zu werden. Seit 2016 können sie darüber hinaus eine Genehmigung für die Anpflanzung zusätzlicher Reben beantragen.
Italienische Weinbauern erhielten im Zeitraum 2014-2018 insgesamt 1,6 Milliarden Euro aus nationalen Stützungsprogrammen, die wiederum EU-finanziert sind – und damit knapp ein Drittel der Gesamtförderung. An zweiter Stelle kamen französische Betriebe mit 1,4 Milliarden. Deutschland lag mit 172 Millionen Euro auf Platz fünf hinter Spanien (976 Millionen Euro) und Portugal (325 Millionen Euro).