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Recherchen zur Flut im Ahrtal mit Wächterpreis ausgezeichnet

Der Wächterpreis der Tagespresse ist am Donnerstagabend in Frankfurt am Main verliehen worden. Ausgezeichnet wurden Recherchen zur Flutkatastrophe im Ahrtal, zu Ausbildungsdefiziten bei Notärzten und zu unkontrollierten Grundwassernutzungen. In seiner Festrede bei der Preisverleihung sprach sich der nordrhein-westfälische Medienminister Nathanael Liminski (CDU) für eine Presse-Zustellförderung aus.

„Staatliche Unterstützung ist gerade in diesem Bereich immer nur die zweitbeste Lösung“, sagte Liminski. Doch halte er es für richtig, den Zeitungsverlagen Zeit zu verschaffen, um die notwendige digitale Transformation zu bewältigen.

Im vergangenen November war bekannt geworden, dass die Bundesregierung in diesem Jahr voraussichtlich keine Mittel für eine Förderung zur Zeitungszustellung bereitstellt. Angesichts des derzeit „geringen haushalterischen Spielraums“ habe man diese finanzielle Unterstützung der Presse nicht umsetzen können, hieß es damals. Bereits in der vergangenen Legislaturperiode war eine vom Wirtschaftsministerium geplante Presseförderung in Höhe von 220 Millionen Euro gescheitert.

Der Jury-Vorsitzende Moritz Döbler, Chefredakteur der Düsseldorfer „Rheinischen Post“, wandte sich in einer Reaktion auf Liminksi dagegen, die Lage der Medien schlechtzureden. „Mir ist um die Zukunft überhaupt nicht bange“, sagte er. Heute werde mehr gelesen als zu früheren Zeiten, nur eben oft in digitalen Medien. Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten bleibe es, relevante Themen für die Menschen gut aufzubereiten.

Der mit 10.000 Euro dotierte erste Wächterpreis ging in diesem Jahr gemeinschaftlich an Karin Dauscher von der „Rheinpfalz“ in Ludwigshafen, Bastian Hauck von der „Rhein-Zeitung“ in Koblenz, Sebastian Stein vom „Trierischen Volksfreund“ und Stephen Weber von der „Allgemeinen Zeitung“ in Mainz. Sie hätten in mehr als 100 Beiträgen „behördliches und politisches Versagen“ enthüllt und Vertuschungsversuche aufgedeckt sowie Ursachen und Verlauf der Ahrtal-Katastrophe im Juli 2021 aufgeklärt.

Damit hätten die vier landespolitischen Korrespondenten der demokratischen Öffentlichkeit einen wichtigen Dienst erwiesen. „Sie sorgten für Klarheit, wo andere sich aus der Verantwortung stehlen wollten“, urteilte die Jury.

Den zweiten Preis und damit 6.000 Euro erhielten Nicola Meier und Vivian Pasquet von der „Süddeutschen Zeitung“. Sie haben in einer Reportage über einen Notarzteinsatz bei einem sechs Monate alten Jungen berichtet, bei dem deutlich wurde, dass Notärzte nicht ausreichend für die Behandlung kleiner Kinder ausgebildet werden.

Der mit 4.000 Euro dotierte dritte Preis ging an Angelika Kleinhenz, Jonas Keck und Henrik Rampe von der „Main-Post“ in Würzburg. Das Team habe gegen „große Widerstände“ aufgedeckt, dass Industrie, Landwirtschaft und Haushalte in einem sehr trockenen Gebiet in Unterfranken unkontrolliert Grundwasser entnehmen könnten. Im Sinne eines „konstruktiven Journalismus“ hätten sie deutlich gemacht, wie solche Gefahren für die Versorgungssicherheit vermieden werden können.

Der Wächterpreis wird seit 1969 jährlich für kritische und investigative Berichterstattung über Korruption, Missstände und Missbrauch verliehen. Vergeben wird er von der Stiftung „Freiheit der Presse“ mit Sitz in Bad Vilbel, die von den Verlegerverbänden getragen wird.