Kiel. Das passt: Die Corona-Einschränkungen sind zumindest teilweise aufgehoben, Präsenzveranstaltungen finden zum Semesterstart wieder vermehrt statt – und jetzt, wo sich der Campus der Christian-Albrechts-Universität in Kiel wieder mit Leben füllt, ist eine neue Seelsorgerin zur Stelle: Antje Hanselmann steht seit Anfang März der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) als Pastorin vor.
Was wünscht sie sich für „ihre“ Studierenden? „Dass sie mutig ihren Weg gehen und sich etwas zutrauen“, sagt Hanselmann. Das Studium sei verschulter geworden und der Leistungsdruck höher. „Es geht darum, sich nicht nur als Student oder Studentin zu erleben, der oder die eine Arbeit schreiben, sondern auch als jemand, der den Alltag organisieren muss.“ Wichtig sei, diesen Alltag nicht als Last zu empfinden – und der Gefahr zu trotzen, nach zwei Jahren Corona-Pandemie in eine Art Isolation zu geraten.
Motto mit Leben gefüllt
Es gehe ihr darum, einen Ort vorzuhalten, an dem es heißt: „Herzlich willkommen!“, so die 50-jährige Theologin. Sie möchte das Motto der ESG „Kirche auf dem Campus“ mit Leben füllen – damit junge Menschen in einer besonderen Lebenssituation mit Kirche eine gute Erfahrung machen können. Sei dieser Grund erst gelegt, werden sich die Menschen auch später noch daran erinnern, dass Kirche ein guter Ort für sie ist, hofft sie. So will sie die Gemeindemitglieder und alle, die mit ihr das Gespräch suchen, begleiten.
„Wir als ESG können Räume bieten, um sich auszuprobieren. Wer Lust hat, kann beispielsweise eine Andacht halten. Oder am Mittwoch, wenn die Gruppe sich abends trifft, etwas gemeinsam mit den anderen kochen. Wir bieten einen Raum dafür, soziales Leben zu gestalten.“ Tagsüber geht es locker und zwanglos auf dem Campus und in den Räumen der ESG zu. Die Studierenden kommen, wann immer sie Zeit haben. Feste Termine sind das Morgenlob – immer montags um 8 Uhr – und der Gemeindeabend am Mittwoch um 19 Uhr.

Und wer kommt? „Das ist ganz unterschiedlich; nicht nur Theologen, sondern auch Mediziner, Mathematiker, Meteorologen“, zählt Hanselmann auf. Nebenan ist die Mensa; um 14 Uhr allerdings würden die Besucher dort teils „herauskomplimentiert“. Einige verabreden sich dann in den Räumen der ESG, um gemeinsam zu essen und zu klönen. „Es ist ein Ruhepol, auf mich wirkt es wie ein Oasen-Raum“, sagt die Pastorin.
Viele junge Leute
Geplant sind im aktuellen Semester bisher zwei Themenabende: Dabei wird Ende April Stephan Linck, Historiker und Studienleiter an der Akademie der Nordkirche, zur Erinnerungskultur im Norden referieren. Zu einem weiteren Termin soll ein Bibliodrama-Workshop mit Professorin Uta Pohl-Patalong angeboten werden. Zudem seien die Evangelischen Studierendengemeinden in der Nordkirche gut miteinander vernetzt, so Hanselmann. Über die einzelnen Standorte werden Angebote vor Ort an alle weitergegeben – beispielsweise könne, wer will, sich über die Kieler ESG für eine Rüstzeit im Juni anmelden, die der Greifswalder Uni-Pastor anbietet.
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Eine Studierenden-Gemeinde sei schon etwas Besonderes, so Hanselmann. „Es sind viel mehr junge Menschen da. Genau die Altersgruppe, die sonst in anderen Kirchengemeinden nicht vorkommt. Und wenn doch, dann nur als Mutter oder Vater von einem Kind.“ In der ESG könne man die Themen bearbeiten, die für diese Altersgruppe bedeutsam seien – beispielsweise die Vereinbarkeit und Balance von Studium und Alltag. Oder die Fragen: Wie gestalte ich mein Leben? Wie ernähre ich mich?