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Radio zwischen Himmel und Erde

Seit 25 Jahren gibt es kirchliche Sendungen im nordrhein-westfälischen Privatradio. Bei der Festveranstaltung rieten Experten, auch auf soziale Medien zu setzen

DÜSSELDORF – Die Kirchen in Nordrhein-Westfalen haben 25 Jahre kirchliches Programm in den NRW-Lokalradios gefeiert. Seit dem Sendestart des Privatfunks im Jahr 1990 sind die beiden großen Kirchen mit dem Sonntagsmagazin „Himmel und Erde“ und der werktäglichen Verkündigungssendung „Augenblick mal" im Programm vertreten. Beide Formate erreichen jeweils mehr als eine Million Hörer. Sie werden im wöchentlichen Wechsel von der Redaktion „Programm der Evangelischen Kirchen für den Privatfunk in NRW“ (PEP) und der Redaktion „Katholische Kirche im Privatfunk“ (KiP) verantwortet.
Die leitenden Geistlichen der drei evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen bedankten sich bei den Lokalradios für die gute Zusammenarbeit. Seit 25 Jahren sei „Kirche immer auch vor Ort auf Sendung“, sagte der rheinische Präses Manfred Rekowski. Der lippische Landessuperintendent Dietmar Arends erklärte, Kirche im lokalen Hörfunk erreiche „die Menschen da, wo sie gerade sind, ob zuhause oder unterwegs“. Die westfälische Präses Annette Kurschus hob hervor, dass „unsere Sendungen im Lokalradio auch Menschen ansprechen, die sich der Kirche nicht verbunden fühlen“.
Nach Ansicht von Experten müssen die kirchlichen Radiomacher künftig auch auf soziale Medien setzen, um das Publikum mit ihren Inhalten zu erreichen. Zugänge der Menschen zu Lokalfunk-Inhalten etwa über Facebook und Twitter machten eine redaktionelle Planung über die Radiosendungen hinaus nötig, sagte die Social-Media-Expertin Nicola Schmidt.
Nach Einschätzung von Jürgen Brautmeier, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), muss der kirchliche Lokalfunk aufpassen, „dass er mit seinen guten Inhalten nicht in der Masse der Angebote untergeht“. Kirche im Privatradio brauche Leute, „die die Kirche vermarkten und auffindbar machen“. Der Theologe Christian Grethlein sagte, die beiden christlichen Kirchen könnten in den sozialen Netzwerken „auch für sich selbst Vieles lernen“.
Auf welche Weise die kirchliche Verkündigung auf die Hörerschaft des Privatradios zugeschnitten wird, beschrieb Christa A. Thiel, Redakteurin der ersten Stunde im Lokalfunk. Sie zitierte dazu den Reformator Johannes Calvin: Wenn jemand – im übertragenen Sinn – kein Schwarzbrot vertrage, so solle man ihm Weißbrot geben. Und wenn selbst das unverträglich sei, so schneide man davon den harten Rand ab. Thiel: „Und darum darf Verkündigung auch mal Toastbrot ohne Kruste sein.“
PEP-Redakteur Manfred Rütten hatte im Vorfeld des Jubiläums gesagt, die Redaktion setze heute stärker darauf, den Hörern den christlichen Glauben zu erklären. „Wir setzen nicht mehr voraus, dass die Leute alles wissen“, so Rütten. Das könne zum Beispiel ein erläuternder Beitrag zum Thema Taufe sein. In den Beiträgen versuche die Redaktion zudem aufzuzeigen, inwieweit der christliche Glaube eine Hilfe für das eigene Leben sein könne. epd

Die Sendung „Augenblick mal“ wird montags bis freitags um 5.45 Uhr und samstags um 6.15 Uhr im Programm von radio NRW mit seinen 45 Lokalradios ausgestrahlt. Das Kirchenmagazin „Himmel und Erde“ steht jeweils sonn- und feiertags von 8 bis 9 Uhr auf dem Programm.