Während in Israel erneut Proteste gegen ein geplantes Wehrgesetz erwartet werden, machen Ultraorthodoxe auch medial mobil. Sie sind von jedem Wehrdienst freigestellt – aber wie lange noch?
Im Streit um die Wehrpflicht strengreligiöser Juden in Israel hat sich die radikale antizionistische Gruppe “Edah ha-Haredit” zu Wort gemeldet. “Es ist verboten, dass eine Person für irgendeine Art von Militär- oder Zivildienst eingezogen wird”, heißt es laut dem Sender “Arutz Scheva” in einer religionsrechtlichen Auslegung der Gruppe (Mittwochabend). Lehrer und Eltern stünden in der Pflicht, jede Form von Rekrutierung zu verhindern.
Politiker aus den eigenen Reihen, die eine Dienstpflicht für strengreligiöse Juden (Haredim) befürworten, mahnte die radikale Randgruppe, sie nähmen sich ihre eigene Seele. Für Donnerstag werden den Angaben zufolge erneut Proteste gegen das geplante Wehrgesetz erwartet. Die Gruppe hatte in der Vergangenheit wiederholt teils gewalttätige Proteste organisiert, etwa gegen die Wehrpflicht, aber auch gegen einen Kinokomplex in Jerusalem sowie gegen die Öffnung eines Parkhauses nahe der Altstadt am Schabbat.
Israels Parlament hatte zu Wochenbeginn für die Wiederaufnahme eines Gesetzentwurfs zur Rekrutierung ultraorthodoxer Juden gestimmt. Auch sollen mehr Strengreligiöse in den Arbeitsmarkt integriert werden. Ultraorthodoxe Männer sind seit der Staatsgründung Israels für das Studium der religiösen Schriften de facto von der allgemeinen Wehrpflicht befreit. Das wird von der nicht-ultraorthodoxen Bevölkerung zunehmend infragegestellt.
Am Streit um die Wehrpflicht von Haredim war Ende 2018 die damalige Regierungskoalition zerbrochen. Es folgten zwischen bis November 2022 fünf vorgezogene Parlamentswahlen, an deren Ende die rechteste Regierung in der Geschichte des Landes vereidigt wurde. Ihr gehören erstmals auch rechtsextreme Kräfte an.