Depressionen und Burn-Outs: Viele Berufstätige sehen sich inzwischen von psychischen Erkrankungen bedroht. Das komme auch daher, dass sie ihre Gefühle nicht zuließen, meint ein Psychologe und Podcaster.
Ein offener Umgang mit den eigenen Gefühlen kann aus Sicht des Psychologen und Podcasters Lukas Klaschinski dabei helfen, Burn-Out-Erkrankungen zu vermeiden. “Der Grund, warum wir mehr Depressionen denn je haben, ist, dass die Leute auf Abstand zu ihren Gefühlen leben und gleichzeitig die Belastung sehr groß ist”, sagte Klaschinski im Interview der “Zeit”-Beilage “Christ und Welt” (Donnerstag). Stattdessen plädiere er für mehr Achtsamkeit.
Zwar seien im Berufsleben Männer wie Frauen angehalten, ihre Emotionen zu unterdrücken, so der Psychologe weiter. Allerdings gebe es Unterschiede darin, welche Gefühle den jeweiligen Geschlechtern zugesprochen würden. “Emotionen wie Angst, Scham, Traurigkeit sind bei Männern nicht so gerne gesehen wie die sogenannten Fußballemotionen.” Damit seien Freude und Wut gemeint, die oft im Stadion erlebt werden könnten, erklärte Klaschinski.
Wut hingegen werde als Emotion zwar Männern gestattet; Frauen dafür kaum. So gälten Männer mitunter als durchsetzungsstark, wenn sie laut würden, “während Frauen dann Haare auf den Zähnen nachgesagt werden”, so der Psychologe. “Männer tendieren eher dazu, zu explodieren, und Frauen zum Implodieren. Wir sind so sozialisiert.”
Gleichzeitig nutzen laut Klaschinski Männer Wut als Emotion etwa dazu, um andere aufkommende Gefühle “immer weiter in den Keller zu drücken”. Statt sich offen zu zeigen, suchten sie für sich nach Lösungen, “und die Situation wird manchmal sogar noch schlimmer. Helfen würde es, wenn sie in solch einem Moment alle Gefühle zulassen und wahrnehmen.”
Das erschwere auch die Aufnahme einer Liebesbeziehung. “Sich für eine Beziehung zu öffnen, bedeutet auch, sich verletzlich zu zeigen. Wenn Menschen das nicht können, weil sie beispielsweise als Kinder krass enttäuscht wurden, schließen sie es von Beginn an kategorisch aus”, sagte der Psychologe. “Dabei gilt: Wer vermeidet, verletzt zu werden, verletzt damit andere.”