Dauerstress macht krank – doch viele Menschen kommen aus dem Hamsterrad nicht heraus. Dabei kann man Widerstandsfähigkeit lernen. Eine Expertin erklärt, wie sich Belastungen besser bewältigen lassen.
Eltern sollten ihren Kindern nicht alle Steine aus dem Weg räumen: Dazu riet die Psychiaterin Eva Kalbheim am Mittwochabend bei einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie im Rheinland. “Nur wenn Kinder mit Stress in Berührung kommen, können sie Resilienz lernen”, sagte die Autorin von Büchern wie “Selbstfürsorge für Dummies”. Je früher Menschen erfahren dürften, dass manche Situationen unangenehm oder schwierig seien, desto bessere Wege des Umgangs damit könnten sie finden.
Auch im Erwachsenenalter lasse sich die eigene Widerstandskraft stärken, fügte die Expertin hinzu. In diesem Bereich gebe es einige Missverständnisse: So sei etwa mit Akzeptanz nicht gemeint, alle Widrigkeiten hinzunehmen. Vielmehr könne daraus Kraft entstehen, um das zu verändern, was im eigenen Einflussbereich liege.
Kalbheim empfahl darüber hinaus, das eigene Netzwerk zu pflegen. Viele Menschen sagten, dass sie lieber selbst andere unterstützten als Hilfe zu bekommen. “Dabei ist es keine Schwäche, Hilfe anzunehmen – es ist vielmehr ein Zeichen von Verantwortung für sich selbst.” Wer sich traue, über eigene Belastungen zu sprechen, werde schnell feststellen, wie vielen Menschen es ähnlich gehe. Das Gefühl, mit Sorgen nicht allein zu sein, erlebten viele als Erleichterung.
Zugleich könne man vorleben, was man sich selbst für das Miteinander wünsche. Als Beispiel nannte Kalbheim, nicht auf Wertschätzung von anderen warten, sondern eigene Erfolge feiern und diejenigen im Umfeld loben, die sich engagieren und etwas leisten.
Niemand könne ständig über die eigenen Grenzen gehen, fügte die Psychiaterin hinzu: “Dauerstress macht dauerkrank.” Anzeichen für Erschöpfungszustände gelte es ernstzunehmen: Dazu zähle es, wenn gedrückte Stimmung, Interessenverlust oder Gedankenkreisen über zwei Wochen anhielten. Ein typisches Warnzeichen sei auch Energieverlust, sich also morgens nach ausreichend Schlaf oder nach einem Urlaub nicht erholt zu fühlen. Zudem habe jeder Mensch ein Organ oder einen Körperteil, der sich bei Stress zuerst melde: “Daher sollte man darauf achten, was der Körper einem sagen möchte.”