Das Medienunternehmen ProSiebenSat.1 sieht seine Zukunft im werbefinanzierten Fernsehen. Das Fernsehgeschäft sei lange aus dem Fokus geraten und vernachlässigt worden, räumte der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Wiele in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag) ein. Das Unternehmen habe in der Vergangenheit „einfach nicht genug in das Kerngeschäft investiert, also in gute Inhalte, in gute Kreative und in gute Journalisten“.
„Unsere Strategie ist ein primär werbefinanziertes Angebot im Fernsehen mit unseren Sendern und im Streaming mit der Plattform Joyn“, sagte Wiele. Dort sei ProSiebenSat.1 Vorreiter, fast alle anderen Anbieter setzten beim Streaming auf Bezahlangebote, auch wenn sich das langsam ändere. „Die Größten wie Netflix, Amazon Prime oder Disney+ öffnen sich bereits für Werbung. Das ist im Grunde eine Bestätigung unserer Strategie“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende.
Wiele stellte in Aussicht, dass ProSiebenSat.1 Beteiligungen an Digitalfirmen in naher Zukunft verkauft. „Ich werde Ihnen keine Firmennamen nennen. Sie können aber davon ausgehen, dass wir in diesem Jahr intensive Verkaufsanstrengungen unternehmen werden“, sagte er auf eine entsprechende Frage. Der Konzern ist unter anderem an den Dating-Plattformen Parship und ElitePartner beteiligt, am Online-Versandhändler Flaconi und der Vergleichsplattform Verivox.
„Seit zwei Jahren verfolgen wir den Kurs, uns von Mehrheitsbeteiligungen zu trennen“, sagte Wiele: „Aber man stellt die Waren nicht laut ins Schaufenster, wenn man den besten Preis erzielen will.“ ProSiebenSat.1 werde nicht alle Digitalaktivitäten auf einen Schlag verkaufen, sondern mit den Bereichen anfangen, die am attraktivsten sind.
Das Unternehmen betreibt mit rund 7.000 Beschäftigten weltweit 15 Fernsehsender, teils frei empfangbar, teils als Pay-TV. Für das vergangene Geschäftsjahr vermeldete ProSiebenSat.1 einen Umsatzrückgang. Der Konzernumsatz sank 2023 um 311 Millionen Euro auf 3,852 Milliarden Euro. Mit einem Konzernergebnis (net income) von minus 134 Millionen Euro verbuchte das Unternehmen einen noch größeren Verlust als im Vorjahr (minus 49 Millionen Euro).