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Programm des Beethoven-Hauses zu 200 Jahre Neunte – “Humanismus”

Den 200. Geburtstag von Beethovens “Neunter” feiert die ganze Welt: Konzerte, TV-Dokus, Fachtagungen, Ausstellungen. Das Bonner Beethoven-Haus setzt eigene Akzente, zum Beispiel mit einer Rekonstruktion der Uraufführung.

Zum 200. Jahrestag der Uraufführung von Beethovens “Neunter” bietet das Bonner Beethoven-Haus ein umfangreiches Programm. Die Sinfonie Nummer 9 Opus 125 in c-moll von Ludwig van Beethoven (1770-1827) wurde am 7. Mai 1824 im Wiener Theater am Kärntnertor uraufgeführt, das jedoch heute nicht mehr existiert. Daher finden die beiden Festkonzerte am 7. und 8. Mai mit einer genauen Rekonstruktion des Uraufführungsprogramms in der Historischen Stadthalle Wuppertal statt, die dem Originalschauplatz von Akustik und Atmosphäre her sehr nahe komme, wie es hieß.

Das Projekt entstand in Kooperation mit dem musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Wien und dem Orchester Wiener Akademie unter Leitung von Martin Haselböck. Der WDR als Medienpartner zeichnet die Konzerte für Fernsehen und Hörfunk auf und streamt sie live im Internet.

Bereits am Freitag (3. Mai) wird im Beethoven-Haus die Sonderausstellung “Bernsteins Beethoven – Ode to Freedom” eröffnet, die sich dem amerikanischen Stardirigenten Leonard Bernstein als engagiertem Beethoven-Vermittler widmet. Unter den rund 100 gezeigten Objekten ist auch ein Video seiner legendären Aufführung der Neunten zum Mauerfall mit der umgedichteten “Ode an die Freiheit” zu sehen. Vom 4. bis 6. Mai findet im Kammermusiksaal eine internationale wissenschaftliche Tagung zur Neunten statt.

Das Kammermusikfest BTHVN WOCHE vom 8. bis 11. Mai trägt das Motto “Humanismus”. Thema der fünf Veranstaltungen mit Daniel Hope, Präsident des Beethoven-Hauses: Welchen Stellenwert hat Beethovens utopische Botschaft der Mitmenschlichkeit angesichts zahlreicher Krisen? “Vieles erinnert an Diskriminierungen, Krieg, Leiden und Exil in früheren Zeiten”, so der Geiger Hope. Das Eröffnungskonzert bietet eine musikalische Reise nach “America”, Land der Träume und des Exils, mit Werken von Anton Dvorak, Aaron Copland, Maurice Ravel, Hanns Eisler, George Gershwin oder Jake Heggie.

Am 9. und 10. Mai finden zwei Musiktheater-Produktionen im Jungen Theater Bonn statt: “Berlin 1938 – Das Schicksalsjahr” spiegelt eine Zeit, in der Freiheiten schwanden und düstere Schatten aufzogen. Die Texte sind eingebettet in Musik von Kurt Weill, Hanns Eisler, Cole Porter, von Bach und Mendelssohn. Der zweite Abend “Los Angeles 1943 – Escape to Paradise” widmet sich den Geschichten der in der Nazi-Zeit Entrechteten, Diskriminierten und Geflüchteten. Musik von Irving Berlin, Arnold Schönberg, Frank Sinatra und Duke Ellington wird mit Gedanken von Thomas Mann, Albert Einstein und Robert Oppenheimer verwoben.

Eine Wiederaufführung erlebt das Klavierquartett des von den Nazis verbotenen jüdischen Komponisten Friedrich Gernsheim. Ebenso steht ein Klavierquintett von Beethovens Zeitgenossen Johann Nepomuk Hummel und das Klavierquartett WoO 36 Nr. 3 von Beethoven auf dem Programm.

In einer Talkrunde zum Abschluss der BTHVN WOCHE diskutiert Hope mit dem Sänger Thomas Hampson die Frage, ob man als Musiker eine kritische Haltung gegenüber den Gefährdungen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung ausdrücken kann.