Die Weltbevölkerung wird UN-Prognosen zufolge weitere 60 Jahre wachsen und dann etwa 10,3 Milliarden Menschen umfassen. Danach werde die Zahl der Menschen auf dem Globus wieder langsam zurückgehen und zum Ende des Jahrhunderts bei rund 10,2 Milliarden liegen, teilten die Vereinten Nationen am Donnerstag mit. Das seien 700 Millionen weniger als vor zehn Jahren vorausgesagt.
Der voraussichtlich frühere und geringere Höhepunkt des Weltbevölkerungswachstums sei ein hoffnungsvolles Signal, erklärte der UN-Untergeneralsekretär für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten, Li Junhua. Womöglich fielen die Auswirkungen menschlichen Handelns und Konsums auf die Umwelt dadurch geringer aus. Das bedeute jedoch nicht, dass es nicht weiter nötig sei, diese zu reduzieren.
Die demografische Entwicklung habe sich zuletzt sehr verändert, sagte der UN-Experte. In einigen Ländern sei die Geburtenrate stärker zurückgegangen als erwartet, so auch in Regionen mit traditionell sehr starkem Bevölkerungswachstum. Im Durchschnitt gebäre jede Frau ein lebendes Kind weniger als um das Jahr 1990. Dies wirke sich besonders aus, wenn es sich um bevölkerungsstarke Länder handle wie China.
In über der Hälfte der Länder liegt die Geburtenrate demnach unter 2,1. Bei dieser Zahl der Lebendgeburten bleibe die Bevölkerung konstant. In fast einem Fünftel der Länder hingegen sei die Fruchtbarkeit mit weniger als 1,4 Geburten pro Frau extrem niedrig, darunter in China, Italien, Südkorea und Spanien.
In einigen Ländern wie China, Deutschland, Japan und Russland ist der Höhepunkt des Bevölkerungswachstums laut den UN bereits überschritten. Für weitere 48 Länder wird diese Entwicklung bis 2054 erwartet, darunter Brasilien, Iran, Türkei und Vietnam. Hingegen wird für mehrere afrikanische Länder wie Angola, Niger, Somalia und die Demokratische Republik Kongo eine Verdoppelung der Bevölkerung zwischen 2024 und 2054 erwartet.
Nach Einschätzung des Geschäftsführers der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung, Jan Kreutzberg, liegt dies vor allem an der extrem jungen Altersstruktur in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, wo über 40 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre alt sind. Viele Mädchen bekämen sehr früh und deshalb häufig mehr Kinder, als sie gut versorgen könnten.
Investitionen in Bildung, vor allem für Mädchen, ist deshalb laut der UN-Studie ein entscheidender Faktor. Wenn Mädchen die Schule länger besuchen, wirke sich das positiv auf ihre finanzielle Situation, auf ihre Gesundheit und auf ihre Teilhabe in der Gesellschaft aus. Gleichzeitig bekommen besser gebildete junge Frauen ihr erstes Kind später und insgesamt weniger Kinder.