Mit dieser Erfahrung steht Egide Muziazia nicht allein da: Der katholische Priester aus dem Kongo klagt über rassistische Anfeindungen an seinem Wirkungsort im niederrheinischen Emmerich. Er ist nicht der erste Geistliche in Deutschland mit solchen Erfahrungen.
Ein aus dem Kongo stammender und am Niederrhein tätiger katholischer Priester hat sich mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewandt. In den vergangenen Wochen habe er zahlreiche rassistische Angriffe und Beleidigungen erfahren, sagte Pfarrer Egide Muziazia am Dienstag in Emmerich. Der für ihn zuständige Münsteraner Bischof Felix Genn zeigte sich bestürzt und verurteilte Rassismus. Muziazia steht mit seinen Vorwürfen nicht allein da.
Der 42-jährige promovierte Priester lebt seit 2006 in Deutschland und leitet seit dem vergangenen Jahr die Pfarrei Sankt Vitus in Emmerich-Elten. In einem dort anberaumten Pressegespräch berichtete Muziazia, dass er in den vergangenen Wochen mehrfach insbesondere wegen seiner Hautfarbe angefeindet worden sei. So sei er in der Innenstadt von Emmerich bespuckt und mit dem Schimpfwort “Du Affe” beleidigt worden. Nachdem er Anzeige erstattet habe, sei die Person zwar ermittelt, das Verfahren aber eingestellt und lediglich ein Schiedsverfahren angeboten worden. Zudem sei er als “Neger” beschimpft und im Rahmen von Nikolaus-Feierlichkeiten auf Niederländisch oder Plattdeutsch als “echte zwarte Piet” bezeichnet worden.
Genn sicherte dem Priester in einer in Münster veröffentlichten Stellungnahme seine Solidarität zu: “Gott hat die Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen – das gilt für alle Menschen, unabhängig von ihrer Hautfarbe und ihrer Herkunft. In unserem christlichen Glauben gibt es keinen Platz für Hass, Intoleranz oder Rassismus.” Es brauche “einen lauten Aufschrei der Menschenfreundlichkeit”, so der Bischof. “Wir müssen als Gesellschaft endlich aufwachen.” An Politikerinnen und Politiker aller Parteien appellierte Genn, durch populistische, reißerische und undifferenzierte Aussagen oder Parolen keine Ängste zu schüren.
Der Weg in die Öffentlichkeit sei für ihn sehr belastend, erklärte Muziazia. Aber die Fälle häuften sich. Deshalb wolle er öffentlich an die Menschen in der Pfarrei und darüber hinaus appellieren, “dass wir zusammenstehen im Kampf gegen Rassismus, Hass und Fremdenfeindlichkeit. Setzen wir uns gemeinsam ein für ein friedliches, tolerantes und vielfältiges Miteinander von Menschen aller Kulturen, Religionen und Hautfarben.”
Auch andere aus dem Ausland stammende und in Deutschland tätige Geistliche haben rassistische Anfeindungen erlebt. Eine Trauergesellschaft im nordrhein-westfälischen Remscheid beschwerte sich laut einem Medienbericht vom April darüber, dass ein Geistlicher aus Benin den Beerdigungsgottesdienst hielt. Das für Remscheid zuständige Erzbistum Köln bestätigte der Zeitung, dass es auch bei anderen Gottesdiensten immer wieder Formen von Ablehnung gegenüber ausländischen Geistlichen gegeben habe.
Weltweit für Schlagzeilen sorgte der Fall des früheren Pfarrers im oberbayerischen Zorneding. Der ebenfalls aus dem Kongo stammende Geistliche Olivier Ndjimbi-Tshiende hatte im März 2016 sein Amt niedergelegt, nachdem er zwei Briefe mit Schmähungen und Bedrohungen erhalten hatte. Vorausgegangen war eine Kontroverse zwischen dem Seelsorger und der örtlichen CSU wegen der Flüchtlingspolitik. Der Absender der Briefe, ein Rentner, wurde vom Amtsgericht Ebersberg zu zehn Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 600 Euro verurteilt.