Die in finanzielle Schieflage geratene Evangelische Kirche von Westfalen hat einen Nachtragshaushalt für das laufende Jahr beschlossen. Die Synode der viertgrößten deutschen Landeskirche verabschiedete den Etat nach zweitägigen Beratungen in Bielefeld. Knapp 8,8 Millionen Euro müssen aus Rücklagen entnommen werden, um den Haushalt auszugleichen. Um ihn mittelfristig zu konsolidieren, sollte im Anschluss auch über ein Haushaltssicherungskonzept mit einschneidenden Sparmaßnahmen entschieden werden.
Wegen eines Finanzlochs von 14,4 Millionen Euro hatte der Landessynode im vergangenen November kein genehmigungsfähiger Haushalt vorgelegt werden können. Durch einen günstigen Tarifabschluss, den Verzicht auf Investitionen sowie die Streichung neuer und nicht besetzter Stellen wurde das Defizit vorerst auf knapp 8,8 Millionen Euro reduziert. Um mindestens diesen Betrag sollen die Ausgaben durch das Sanierungskonzept bis Ende 2027 dauerhaft gekürzt werden, in diesem Jahr ist noch der Griff in die Rücklagen nötig.
Inflation, gestiegene Energiepreise und sinkende Kirchensteuereinnahmen
Gründe für das große Defizit sind neben der starken Inflation, gestiegenen Energiepreisen und sinkenden Kirchensteuereinnahmen unter anderem höhere Personal- und IT-Kosten. Zudem deckte die neue kaufmännische Buchführung ein schon länger vorhandenes strukturelles Defizit auf. Es betrifft ausschließlich den Allgemeinen Haushalt der landeskirchlichen Ebene, der sich aus einem Anteil von neun Prozent am Netto-Kirchensteueraufkommen speist. Die Haushalte der 442 Gemeinden und 26 Kirchenkreise sind von dem Defizit also nicht direkt betroffen.
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Die westfälische Kirche ist mit gut 1,9 Millionen Mitgliedern die viertgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Die Landessynode ist das oberste Beratungs- und Entscheidungsgremium.