Der Internationale Karlspreis zu Aachen geht in diesem Jahr an den Präsidenten der Konferenz der europäischen Rabbiner (CER), Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, und an die jüdischen Gemeinschaften in Europa. Man wolle damit „das Signal setzen, dass jüdisches Leben selbstverständlich zu Europa gehört und in Europa kein Platz für Antisemitismus sein darf“, teilte das Karlspreis-Direktorium am Freitag in Aachen mit. Jüdisches Leben sei „ein wichtiger Teil der europäischen Geschichte und Gegenwart – jetzt und in Zukunft“.
Goldschmidt selbst erklärte, „gerade in Zeiten wie diesen, in denen Antisemitismus in einem besonders schlimmen Ausmaß grassiert und jüdisches Leben in Europa offen zur Frage gestellt wird, ist der Karlspreis ein besonderes Signal und eine wichtige Unterstützung für die jüdische Gemeinde und ein friedliches und tolerantes Zusammenleben der Gesellschaft und Religionen in Europa“. Zugleich sei die Auszeichnung ein „Ansporn, noch entschiedener unsere Freiheit zu verteidigen und jüdisches Leben in Europa nachhaltig zu sichern“.
Pinchas Goldschmidt wurde am 21. Juli 1963 in einer jüdisch-orthodoxen Familie in Zürich geboren. Nach rabbinischen Studien in Israel und den USA erhielt er 1987 die Semicha, die formelle Einsetzung als Rabbiner. Zudem erwarb er den Master-Grad in Talmudischer Jurisprudenz und einen Master of Science. Von 1989 bis 2022 arbeitete er als Rabbiner in Moskau. Goldschmidt ist verheiratet und Vater von sieben Kindern. 2011 wurde Goldschmidt zum CER-Präsidenten gewählt. Die Konferenz mit Sitz in München vertritt nach eigenen Angaben rund 800 aktive Rabbiner in Europa.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) begrüßte die Entscheidung des Karlspreis-Direktoriums. „Das ist ein starkes Zeichen. Eine Vergewisserung, was 2.000 Jahre jüdischer Präsenz in Europa bedeuten: Jüdinnen und Juden sind seit jeher ein integraler Teil europäischer Gesellschaften“, sagte DIG-Präsident Volker Beck. Rabbiner Goldschmidt stehe „für den interreligiösen Dialog, das bedingungslose Eintreten für Menschenrechte und eine klare pro-demokratische Haltung“.
Der Aachener Karlspreis gilt als eine der wichtigsten europäischen Auszeichnungen. Er geht seit 1950 an Menschen und Institutionen, die sich um Völkerverständigung und die Einigung Europas verdient gemacht haben. Traditionell wird die Auszeichnung am Himmelfahrtstag verliehen.