Der rheinische Präses Thorsten Latzel hat die besondere Verantwortung von Kirche beim Thema sexueller Missbrauch betont – „auch wenn sexualisierte Gewalt ein gesamtgesellschaftliches Thema ist“. Bei der Aufarbeitung müsse es um das Leid der Betroffenen gehen, die Sorge um das Ansehen von Institutionen und Personen habe früher zu oft im Vordergrund gestanden, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland der „Kölnischen Rundschau“ (Mittwoch). „Die Menschen haben schlicht ein Recht, dass wahr und ernst genommen wird, was sie erfahren mussten“, unterstrich er. „Vertrauen schafft man dabei nur mit Ehrlichkeit, Transparenz und dem Mut zur Selbstkritik.“
Mit Blick auf die Mitte November veröffentlichte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung verwies Latzel auf die Einschätzung nahezu aller Befragten, dass beide großen Kirchen vor der Aufgabe stünden, „sich grundlegend zu verändern“. „Bei den evangelischen Kirchenmitgliedern sind erfreulicherweise rund 80 Prozent der Überzeugung, dass die Reformen der letzten Jahre in die richtige Richtung gehen“, sagte der evangelische Theologe. „Zugleich gibt es hohe Erwartungen an die Kirche, auch bei Konfessionslosen.“ Dazu zähle etwa der weitere Einsatz für Bedürftige, Geflüchtete und Menschen in Not. Kirche sei einer der Orte, wo Menschen vertrauen, hoffen und helfen lernten.