Philosophie – das klingt nach wissenschaftlichem Elfenbeinturm, nach Verkopftheit und irgendwie weit weg vom normalen Leben. Stimmt aber gar nicht, findet die Augsburger Philosophin Katharina Ceming. Denn Philosophieren, also Nachdenken über das eigene Leben, kann dabei helfen, das eigene Leben besser leben zu können, erläuterte sie mit Blick auf den „Welttag der Philosophie“ an diesem Donnerstag (21. November. Einige klassische Philosophen wären heute wahrscheinlich sogar Ratgeber-Autoren.
epd: Frau Ceming, können Sie mir denn in einfachen Worten erklären, was das eigentlich ist, Philosophie?
Ceming: Da gibt es verschiedene Ansätze. Wenn man es beispielsweise von der Antike her betrachtet, ist Philosophie eine Hilfe zur Lebenskunst – also etwas, das einem Orientierung im Leben gibt. Etwas, das uns dabei hilft, die eigenen Gedanken zu sortieren, über uns und unser Leben zu reflektieren und einen Sinn im Leben zu finden. Das ist natürlich nichts, was man zwischen Tür und Angel macht. Wenn man übers Leben nachdenkt, braucht man Zeit. Oder andersherum: Wer drei Jobs hat, wer ums Überleben kämpft, wer nicht seine Grundbedürfnisse befriedigt hat, der wird wahrscheinlich nicht ins Philosophieren kommen.
epd: Aber wäre nicht gerade das wünschenswert, dass jeder Otto-Normal-Verbraucher Zeit dafür hat?
Ceming: Ja, natürlich, weil dieses Nachdenken übers eigene Leben – also das Philosophieren – dabei helfen kann, das eigene Leben besser leben zu können. In dem Moment, in dem ich anfange, über mich und die Welt, die mich umgibt, nachzudenken, kann ich auch besser auf Impulse reagieren, beispielsweise auf Emotionen. Das war immer ein klassisches Thema der Philosophie, nämlich zu lernen, die eigenen Emotionen in den Griff zu bekommen. Weil wir als Menschen von Grund auf soziale Wesen sind, müssen wir uns aber auch mit den Meinungen und Emotionen anderer Menschen auseinandersetzen und uns dabei hinterfragen.
epd: Als Philosophie-Neuling: Bei welcher Denkerin oder welchem Denker kann man sich erste Impulse holen?
Ceming: Es gibt Autoren aus der antiken Philosophie, deren Werke würde man heute wahrscheinlich eher im Ratgeberbereich finden – Seneca zum Beispiel. Deren Gedanken waren immer sehr an der Praxis orientiert, also am guten, gelingenden Leben. Neben der Lebenskunst geht es in der Philosophie natürlich auch um ganz Grundsätzliches wie Ethik oder auch Politik. Aus diesem Bereich einzelne Autorinnen oder Autoren zu nennen oder zu empfehlen, das ist schwierig, weil das auch mit persönlichen Vorlieben zu tun hat. Großartig finde ich beispielsweise Hannah Arendt – ihre klare Analyse des Totalitarismus ist bis heute gültig. (00/3646/19.11.2024)