Eine zu starke Fixierung auf das Glück kann das Gegenteil erreichen – das meint der finnische Philosoph Frank Martela. Er nennt dafür zwei Gründe.
Der finnische Philosoph Frank Martela rät davon ab, zu sehr nach Glück zu streben. “Forschungen zeigen, dass Menschen, die sich besonders anstrengen, ihr Glück zu maximieren, weniger zufrieden mit dem sind, was sie im Leben haben”, sagte Martela der “Süddeutschen Zeitung” (Wochenende). “Sie denken ständig darüber nach, warum sie etwas, das sie einigermaßen glücklich gemacht hat, nicht noch glücklicher macht.”
Martela ergänzte, es gebe einen weiteren Grund dafür, dass eine zu starke Fixierung auf das Glück das Gegenteil erreichen könne: “Wenn negative Gefühle von der Gesellschaft nicht mehr toleriert werden, glauben Menschen, dass sie nicht unglücklich sein dürfen und dass sie scheitern, wenn sie negative Gefühle haben.” Daraus entstehe eine große Last. “Man ist nicht nur unglücklich, sondern man ist auch noch daran gescheitert, glücklich zu sein.”
Der Philosoph fügte im Hinblick auf das Mittelalter hinzu: “Damals war es keine kulturelle Norm, glücklich sein zu wollen. Vermutlich kamen die Menschen besser damit klar, wenn sie unglücklich waren, und hatten kein Problem damit, es anderen zu zeigen. Eine kulturelle Norm, die nach Glück verlangt, führt dazu, dass Menschen ihr Unglücklichsein verbergen.” Martela sagte weiter: “In diesem Sinne sind Kulturen gesünder, die es tolerieren, wenn Menschen unglücklich sind und dieses Gefühl auch nach außen tragen. Weil Menschen dann leichter durch diese negativen Phasen kommen.”
Der beste Weg, dem eigenen Leben mehr Sinn zu verleihen, ist es Martela zufolge, jemandem zu helfen. Er erklärte: “Wir Menschen sind soziale Lebewesen. So wie wir gebaut sind, brauchen wir die Verbindungen zu anderen Menschen, um uns in unserem Leben gut zu fühlen. Laut unseren Studien erleben die Menschen die größte Sinnerfahrung in ihrer Verbindung zu anderen. Diese Erfahrung wird noch gesteigert, wenn man einen positiven Effekt auf einen anderen Menschen hat.”